Hochwasserschutz Thalgau, Brunnbach
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Wirtschaft

Ärger über Rückbau von Wasserkraftwerken

Der Rückbau von zwei Kleinwasserkraftwerken sorgt in Thalgau (Flachgau) für großes Unverständnis. Gerade wegen stark steigender Stromkosten, schwer zu beschaffendem Erdgas und der Klimadebatte sollte jedes Kleinkraftwerk erhalten bleiben, sagen Kritikerinnen und Kritiker.

Drei Bäche erlauben seit Jahrhunderten in Thalgau den Betrieb von rund zwei Dutzend Kleinwasserkraftwerken. Dass nun zwei Anlagen verschwinden, kritisieren etliche Einheimische. Einer von ihnen hat selbst erst kürzlich ein Kleinkraftwerk gebaut. „Dass im 21. Jahrhundert so etwas rückgebaut wird, tut weh, und zu einem Zeitpunkt, wo man von einer Energiekrise spricht, ist es noch unverständlicher“, sagt Kraftwerksbetreiber Simon Speigner.

„Geringe Einnahmen und teure Fischtreppe“

Die Eigentümer hätten die Anlagen aus eigenem Entschluss aufgegeben. Geringe Einnahmen und hohe Kosten für eine Fischtreppe waren ausschlaggebend. Noch vor der Energiekrise entschied sich Familie Strumegger, ihr Kraftwerk aufzulassen: „Ein Wasserkraftwerk gehört zu Thalgau dazu, aber ich als Anrainer bin nun durch den Hochwasserschutz mehr vor dem Wasser geschützt als davor mit einem Kraftwerk“, schildert Anrainer Florian Strumegger.

Jetzt Hochwasserschutz statt Kleinkraftwerke

Land und Gemeinde bedauern zwar den Verlust zweier Kleinkraftwerke am Brunnbach – an dem Standort könne jetzt aber der Hochwasserschutz für Thalgau ausgebaut werden. 2002 wurde die Flachgauer Gemeinde von der Hochwasserkatastrophe schwer getroffen. „Ich möchte im Zentralraum keine Badewanne erzeugen, wo das Wasser zum Schluss nicht mehr heraus kann. Deshalb haben wir hier Personen- und Objektschutz gegenüber der Energiegewinnung priorisiert. Es ist wesentlich, dass die Bürger geschützt werden“, sagt der Thalgauer Bürgermeister Johann Grubinger (ÖVP).

Land bietet Beratung für Kleinwasserkraftwerke

Auch angesichts einzelner Rückschläge will das Land künftig auf Kleinwasserkraftwerke aber nicht verzichten. Das Land Salzburg bietet für Kleinanlagen von Wasserkraftwerken Beratungen an. „Hier sind wir auf Zug, um die Ressourcen zu nutzen, die da sind, und mehr Elektrizität aus bereits bestehenden Anlagen herauszuholen“, sagt der für Wasserwirtschaft zuständige Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP).

500 Anlagen landesweit

Neben Unterstützung der Politik und Behörden brauchen die Betreiber der gut 500 Salzburger Kleinwasserkraftwerke vor allem Enthusiasmus, schildern sie. Den Anteil von derzeit fünf Prozent des im Land erzeugten Stroms zu steigern, halten jedenfalls Land, Gemeinden und Betreiber für gut möglich.