Caritas Pflegewohnhaus St Teresa
ORF.at/Christian Öser
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Soziales

Pflege: 100 zusätzliche Fachkräfte pro Jahr benötigt

Durch die alternde Bevölkerung werden in Salzburg pro Jahr 100 zusätzliche Fachkräfte für die Pflege benötigt, bis 2030 fehlen rund 900 Pflegekräfte. Das zeigt eine Bedarfserhebung im Auftrag der Landesregierung. Sie will Fachkräfte aus dem Ausland – etwa Kolumbien – holen.

Grund für den steigenden Bedarf: Die Zahl der Über-85-Jährigen steigt in den kommenden Jahren weiter rasant an. Das sagt der Leiter der Salzburger Landesstatistik, Gernot Filipp: „Wenn man sich die über-85-Jährigen ansieht: Da haben wir im Land Salzburg derzeit 13.000 Personen in dieser Altersgruppe. Das wird in den nächsten Jahren kontinuierlich wachsen. Im Jahr 2050 erreichen wir eine Zahl von rund 40.000 – fast eine Verdreifachung.“ Rund die Hälfte dieser 40.000 werde pflegebedürftig sein, erwartet Filipp.

Ausbildung in Salzburg allein reicht nicht aus

Gleichzeitig gehen aber in den nächsten Jahren viele Arbeitskräfte in der Pflege – die „Baby Boomer“ – in Pension: „Bis 2025 wird es eine Dynamik geben, die verschärft sich dann durch die ‚Baby Boomer‘“, sagt Filipp. „Hier wird’s eine höhere Anzahl an Pensionierungen geben. Danach wird sich das wieder ein bisschen beruhigen.“ Um das auszugleichen, bräuchte es bis 2030 rund 900 Fachkräfte.

Personalbedarfs-Erhebung in der Pflege

Durch die erweiterte Ausbildung steht zwar mittlerweile mehr Personal zur Verfügung. Rund 450 Aubildungsplätze pro Jahr gibt es derzeit im Bundesland, bis 2030 sollen es rund 550 Ausbildungsplätze sein. Die Nachfrage ist aber weitaus größer, schon jetzt fehlen 800 Fachkräfte bis 2024. Ein Grund dafür ist, dass einige nach der Ausbildung wieder abwandern, sagt Filipp: „Wir gehen nicht davon aus, dass alle im Land Salzburg bleiben. Wir haben uns die Daten angesehen. Und im Saldo – es kommen ja auch welche aus anderen Bundesländern dazu – kann man davon ausgehen, dass etwa 85 Prozent dieser Gruppe im Land Salzburg verbleibt.“

Stöckl: Pflegerinnen aus Kolumbien, von Philippinen

220 Millionen Euro investiert das Land Salzburg in den nächsten fünf Jahren in die Pflege. Die Maßnahmen seien aber ausgereizt, sagt Landesgesundheitsreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP): „Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass wir trotz massiven Ausbaus der Ausbildungsplätze anstehen, weil wir nicht mehr Plätze besetzen können. Darum müssen wir schauen, dass wir möglichst rasch mit dem geordneten Zuzug in die Gänge kommen, dass auch die Nostrifizierungen schneller vonstatten gehen.“

Dazu müsste der Bund aber die Bedingungen deutlich vereinfachen: Es müsse endlich weniger Hürden für einen kontrollierten Zuzug geben, sagt Stöckl. Das Fachpersonal solle zum Beispiel aus Kolumbien oder von den Philippinen kommen. Pro Jahr würden etwa 100 Fachkräfte aus dem Ausland zusätzlich im Pflegebereich gebraucht.

Heimhilfen als zusätzliche Entlastung

Entlastung sollen auch zusätzliche Hilfskräfte bringen, sagt Hermann Hagleitner, Geschäftsführer des Salzburger Hilfswerks: „Es geht nicht immer darum, einen Verband zu wechseln. Es geht auch darum, in der Langzeitpflege miteinander ein gutes Leben zu gestalten und zu verbringen. Und gerade dafür ist es – glaube ich – wichtig, dass wir nicht nur die fachausgebildeten Personen im Sinne der Diplomkrankenpflege und der Pflegefachassistenten haben, sondern auch Unterstützungskräfte wie Heimhilfen.“

Das Hilfswerk hat deshalb auch den Lehrgang für Heimhilfen speziell für Seniorenheime gegründet. 2023 werden rund 100 dieser Absolventinnen bereits am Arbeitsmakt tätig sein.

SPÖ: „Jahrelang geschlafen“

Kritik kommt von der SPÖ: Gesundheitsreferent Stöckl habe bei der Pflege „jahrelang geschlafen“, bemängelt die sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Barbara Thöny. Bereits 2013 sei klar gewesen, dass in Salzburg auf Sicht hunderte Pflegekräfte fehlen.

Zahlreiche geplante Verbesserungen seien in der Praxis noch nicht angekommen, ergänzt Thöny: „So gibt es noch immer keine Existenzsicherung während der Ausbildung oder spürbar bessere Arbeits- und Rahmenbedingungen. Es gibt keine Verbesserungen für die größte Gruppe der Pflege, die pflegenden Angehörigen.“