Landesgericht Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
ORF.at/Georg Hummer
Gericht

Mordversuch durch Unfall: 15 Jahre Haft für Lenker

Wegen dreifachen Mordversuchs mit seinem Auto ist ein Türke am Landesgericht am Mittwoch schuldig gesprochen worden. Er sei eindeutig in suizidaler Absicht in den Gegenverkehr gefahren und habe den Tod Entgegenkommender in Kauf genommen, so das Gericht.

Vor drei Jahren fuhr der heute 29-Jährige mit seinem Geländewagen auf der Lamprechtshausener Bundesstraße (B156) in den Gegenverkehr. Zuvor hatte er Streit mit seinem Vater. Drei entgegenkommende Lenker wurden damals teils lebensgefährlich verletzt. Laut dem Gericht soll er bei seiner Tat den Tod anderer Verkehrsteilnehmender in Kauf genommen haben.

Ex-Freundin belastet Angeklagten

Der Mann wurde am Mittwoch wegen versuchten Mordes schuldig gesprochen – entscheidend dürfte die Aussage der Ex-Freundin vor Gericht gewesen sein: sie bekräftigte nochmals, dass sie die Selbstmord-Ankündigung am Telefon mitgehört habe, nach einem Streit des Lenkers mit seinem Vater.

Zuerst war der Türke wegen eines normalen Unfalls angeklagt worden, doch als sich die Frau mit ihrer brisanten Wahrnehmung meldete, verschärfte die Staatsanwaltschaft die Anklage auf dreifach versuchten Mord, weil es ein absichtlicher Unfall sei. „Der Angeklagte habe angekündigt, seinem Leben ein Ende zu setzen und nun in den Gegenverkehr zu fahren. Deshalb besteht aus unserer Sicht der dringende Verdacht, dass der Angeklagte den Tod der Insassen der entgegenkommenden Pkws bewusst in Kauf genommen hat“, schilderte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg, Elena Haslinger, beim Prozessauftakt im Juli.

„Ungebremst und reaktionslos in Gegenverkehr“

Die Ex-Freundin bekräftigte ihre Aussage am Mittwoch vor Gericht erneut, und die Geschworenen glaubten ihr. Auch eines der Unfallopfer schilderte ein merkwürdiges Lenkverhalten des Türken. „Das Opfer hat geschildert, dass ungefähr 50 Meter vor ihm das entgegenkommende Fahrzeug auf die Gegenfahrbahn verrissen hat und ungebremst und reaktionslos in ihn hineingefahren ist. Aus meiner Sicht sieht es nicht wie ein normaler Verkehrsunfall aus“, sagte Opferanwalt Stefan Rieder.

Fotostrecke mit 11 Bildern

Unfall oder Mord
ORF Salzburg/Arnold Klement
Archivfotos vom Unfallgeschehen auf der Lamprechtshausener Bundesstraße
Unfall oder Mord
ORF Salzburg/Arnold Klement
Unfall oder Mord
ORF Salzburg/Arnold Klement
Unfall oder Mord
ORF Salzburg/Arnold Klement
Unfall oder Mord
ORF Salzburg/Arnold Klement
Unfall oder Mord
ORF Salzburg/Arnold Klement
Unfall oder Mord
ORF Salzburg/Arnold Klement
Unfall oder Mord
ORF Salzburg/Arnold Klement
Unfall oder Mord
ORF Salzburg/Arnold Klement
Unfall oder Mord
ORF Salzburg/Arnold Klement
Unfall oder Mord
ORF Salzburg/Arnold Klement

Angeklagter streitet Suizidabsicht ab

Auch das dürfte die Gerichtsentscheidung untermauert haben. Der Türke stritt eine Suizidabsicht und ein Inkaufnehmen des Todes von Entgegenkommenden stets ab. Das Urteil von 15 Jahren Haft ist nicht rechtskräftig, der Verteidiger kündigte an, in der Berufung noch einen Freispruch erreichen zu wollen.

Mordversuch durch Unfall: 15 Jahre Haft für Lenker

Hilfe im Krisenfall

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Österreichweit und in den Bundesländern gibt es Anlaufstellen, die Rat und Unterstützung im Krisenfall anbieten.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.