Politik

Gedenken an „Hungermord“ durch Kommunisten

Auch in Salzburg wird kommenden Samstag dem „Holodmor“ gedacht, dem millionenfachen Hungermord von 1932/33. Sowjetrussische Kommunisten bekämpften damals die freien Bauern der Ukraine. Das Regime wollte sie zum Eintritt in Kolchosen und Sowchosen zwingen. Es kamen rund sieben Millionen Menschen ums Leben.

In vier österreichischen Diözesen finden am Samstag Gottesdienste mit den regional zuständigen Bischöfen statt. Der „Holodomor“ ist laut Geschichtswissenschaft die Hungerkatastrophe („Hungermord“) der Jahre 1932/33 in der Ukraine.

Das Wort „Holodomor“ setzt sich aus den ukrainischen Wörtern „holod“ („Hunger“) und „mor“ („Tod“) zusammen. Es besteht kein sprachgeschichtlicher Zusammenhang mit dem altgriechischen Wort „Holocaust“ („vollständig verbrannt“).´

Dieses Massensterben wurde laut Historikern von den Sowjets absichtlich herbeigeführt – der Hunger als Waffe gegen die dem Kommunismus kritisch bis ablehnend gegenüberstehende Zivilbevölkerung.

Aktuelle Gedenkfeiern

In Salzburg lädt Erzbischof Franz Lackner mit der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde um 17 Uhr zum „Gebet für die Opfer von einst und jetzt“ in die Markuskirche (Franz-Josef-Kai 21). „Millionen von Unschuldigen starben während des Holodomors, jener im vollen Bewusstsein von Stalin verursachten Hungerkatastrophe. 90 Jahre später hören wir erneut Schreckensnachrichten aus der Ukraine, wiederum sind gerade auch Kinder, Frauen, Alte und Kranke bedroht“, sagt Erzbischof Lackner.

Ein Kriegswinter stehe vor der Tür, wie man ihn seit Jahrzehnten in Europa nicht gesehen hat, warnt der Erzbischof und weiter wörtlich: „Das Fest der Geburt des Friedensfürsten steht bevor. Beten wir wieder und wieder um den Frieden, vergessen wir die Opfer von Krieg und Terror nicht.“

Auch in Salzburg wird kommenden Samstag dem „Holodmor“ gedacht, dem millionenfachen Hungermord von 1932/33. Sowjetrussische Kommunisten bekämpften damals die freien Bauern der Ukraine. Das Regime  wollte sie zum Eintritt in Kolchosen und Sowchosen zwingen. Es kamen rund acht Millionen Menschen ums Leben.
Diözesanarchiv Wien/BA Innitzer
Verhungernde Bauern und Fußgängerinnen in der ukrainischen Stadt Kharkiv, 1933

Gedenktafel in Wien seit 2019

Der Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer (1875-1955) war 1933 einer der wenigen Vertreter des Westens, der sich für die Hungeropfer einsetzte.

Das geplante Massensterben begann mit zwei Missernten in den Jahren 1931 und 1932. Trotz des Hungers der Landbevölkerung erhöhten die kommunistischen Parteikader die Abgabenquote der Bauern auf 44 Prozent. Während 1931 noch 7,2 Mio. Tonnen Getreide in der Ukraine requiriert wurden, sank dieser Wert auf 4,3 Mio. Tonnen im Jahr 1932. Viel Getreide wurde zur Devisenbeschaffung auf dem Weltmarkt verkauft. Die Einnahmen dienten der Industrialisierung der sowjetischen Wirtschaft und für die Rüstung.

Laut der amerikanischen Historikerin Anne Applebaum entschied Stalin im Herbst 1932, die Hungerkrise gezielt gegen die Ukraine zu nutzen. Die Grenzen wurden geschlossen, so dass Hungerflüchtlinge nicht ausreisen konnten. Schon Stalins Vorgänger Lenin hatte für Russland gefordert, die dortigen Bauern durch herbeigeführte Hungersnöte zu disziplinieren bzw. als gesellschaftliche Kraft auszuschalten.

Zum Dank dafür und zur Erinnerung wurde im November 2019 von Kardinal Christoph Schönborn und dem Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, im Wiener Erzbischöflichen Palais eine Gedenktafel enthüllt.

Jedes Jahr am 24. November oder auch rund um dieses Datum wird in der Ukraine und in vielen weiteren Länder der Opfer des „Holodomor“ gedacht.

Ökumene im Stephansdom

In Wien laden Kardinal Christoph Schönborn, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) und der Botschafter der Ukraine in der Republik Österreich, Wassyl Chymynez, am Samstag, 26. November, um 18 Uhr zu einer ökumenischen Gedenkfeier in den Stephansdom. An dem Gebet nehmen neben Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa und Dompfarrer Toni Faber auch Priester der ukrainischen orthodoxen und griechisch-katholischen Gemeinden sowie Vertreter der ukrainischen protestantischen Gemeinden in Wien teil. Im Anschluss an den Gottesdienst werden Kerzen im Gedenken an die Opfer angezündet. Auch Vertreterinnen und Vertreter der österreichischen Regierung bzw. des Parlaments sowie des diplomatischen Corps werden laut Aussendung des Ostkirchenordinariats erwartet.

Feiern auch in Linz und Innsbruck

In Linz lädt Bischof Manfred Scheuer um 19.00 Uhr in den Alten Dom (Ignatiuskirche, Domgasse 3). In Klagenfurt findet der Gottesdienst um 18.00 Uhr in der Kirche St. Annabichl statt (Thomas-Schmid-Gasse 10), wo die örtliche ukrainisch-katholische Gemeinde seit Kurzem ihren Standort hat.

In Innsbruck lädt Bischof Hermann Glettler um 17.30 Uhr in die Kirche der ukrainischen Gemeinde im Studentenheim Canisianum, (Tschurtschenthalerstraße 7). In Feldkirch schließlich findet der Gottesdienst mit Bischof Benno Elbs um 17.00 Uhr im Dom (Domplatz 6) statt.