Der 54-jährige Salzburger ist derzeit noch die Nummer zwei beim globalen Flughafensammeln. Am kommenden Wochenende soll sich das mit seiner Ankunft in Venedig ändern. Pitterka will dann ganz oben stehen auf dem Stockerl.
Therapie gegen Flugangst zu Beginn
- Am Anfang dieses Reiselebens stand vor 27 Jahren das Bestreben des gelernten Spediteurs, aus rein beruflichen Gründen seine extreme Flugangst zu therapieren und zu überwinden.
Pitterka zog die letzten Teile seines Reiseprogramms auch während der CoV-Lockdowns durch – zum Teil in Übersee. Er habe die Erfahrung gemacht, sagt er, dass in einigen ärmeren Staaten das Management der Regierungen und Behörden effizienter, menschenfreundlicher, viel weniger schikanös und nicht so widersprüchlich gewesen sei wie in Europa.
- Resultat war privat dann eine große Liebe zum Fliegen, Reisen, Kennenlernen von Menschen, ihren Lebensgeschichten, Kulturen, Sprachen und Hautfarben. Dazu kommen Mut, Geduld über Wind und Wetter sowie eine große Portion Neugier. Pitterka verband das mit seinem neuen Bestreben, weltweit möglichst viele Flughäfen, Flugplätze, lange und kurze Pisten anzufliegen und zu „sammeln“.
Seit 1995 war der kommende Weltmeister dieser Disziplin bisher insgesamt 2,93 Millionen Kilometer in den Lüften unterwegs. Aktuelle Bilanz: 5.410 Flugstunden.
- Rein rechnerisch hat Gunther Pitterka als Passagier mehr als 73 Erdumrundungen hinter sich. Er flog – ebenfalls rein rechnerisch – bisher etwa 7,6-mal zum Mond.
- Der Salzburger benutzte unter anderem auch den welthöchsten Heliport bzw. Airport beim Mount Everest Basislager, die weltweit kürzeste Piste auf der Karibikinsel Saba und den tiefst gelegenen Flughafen in Bar Yehuda in Israel (386 Meter unter dem Meeresspiegel).
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Eigene Bahngesellschaft für Güter, CO2-Debatte
Pitterka ist Gründer und Besitzer der international aktiven „Salzburger Eisenbahn- und Schienentransport-Gesellschaft“ (SETG) mit rund 200 Beschäftigten. Er betreibt seit der EU-Liberalisierung des Schienenverkehrs in immer mehr Staaten eigene Elektro-Lokomotiven und Güterzüge, verlagert von Jahr zu Jahr mehr Industrie- und Frachtgut vom dieselbetriebenen Lkw-Verkehr auf die Bahn.
Umwelt- und Klimaschutz? Pitterka argumentiert mit dem Rechenstift: „Wir sparen durch den dauernden Ausbau unserer Bahnprojekte immer noch mehr CO2 ein. Meine private Flugtätigkeit macht im Vergleich dazu nur einen winzigen Bruchteil aus.“
Spezielle Website zeigt den Wettbewerb
Der Salzburger gehört bei seiner privaten Leidenschaft zu einer weltweiten Sammlergemeinschaft von Enthusiasten. Deren Ziel ist es, möglichst viele verschiedene Flughäfen und offizielle Heliports für Hubschrauber anzufliegen. Das Geschehen wird wettbewerbsartig dokumentiert. Nachweisplattform ist die Internetseite flugstatistik.de
Mit der Anzahl von 1.063 starteten die meisten von Gunther Pitterkas Touren auf dem Salzburg Airport – seinem Heimatflughafen. Zum Erreichen des aktuellen Rankings war er mit 566 verschiedenen Flugzeugtypen unterwegs und flog mit 743 verschiedenen Airlines. Auf diesen Reisen landete oder startete der Salzburger in 189 Ländern.
Kleine Auswahl seiner Boarding-Pässe von allen Kontinenten:
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Finalflug zum historischen Lido di Venezia
Der kommende Weltmeisterflug soll am Samstag stattfinden – mit einer LET 410, einer Turboprop-Maschine aus tschechischer Produktion mit zwei Triebwerken. Abflug: 12.15 Uhr von Portoroz in Istrien, Landung wenig später nach 52 nautischen Meilen (96 Kilometern) über der nördlichen Adria auf dem Aeroporto Giovanni Nicelli in Venedig.
Das ist der historische Flughafen der Lagunenstadt auf dem vorgelagerten Lido. Dort gibt es noch eine – auch für größere Maschinen – geeignete Graspiste. Länge: 990 Meter. Auf dieser verkehrten ab Sommer 1945 die Versorgungs- und Transportflugzeuge der amerikanischen Befreier sowie bis in die 1960er-Jahre auch viermotorige Super Constellations – mit Touristen und Besuchern des Venedig-Filmfestivals aus den USA und Großbritannien an Bord.
Schon in den frühen 1930er-Jahren gab es vom Lido gut gebuchte Linienverbindungen nach Rom, Wien, München, Berlin und Paris:
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Abenteuerliche Weltreisen – auch nach Nordkorea
Auf seinen Flügen erlebte Pitterka weltweit auch zahlreiche Kuriosa. So mussten unter anderem bei einem Anflug auf Pjöngjang/Nordkorea aus Geheimhaltungsgründen des Regimes die Sonnenblenden heruntergestellt werden: „Wogegen sie sonst überall auf der Welt bei Landungen hinaufgestellt werden müssen“, erzählt der Weltreisende.
Auf dem Mount-Kenia-Airport in Ostafrika erlebte er den turbulenten Abbruch einer Landung mit Durchstarten, weil eine Warzenschweinfamilie das Flugfeld überquerte. Beim intensiven Bemühen, die westlichste Shetlandinsel Foula zu erreichen, waren zehn Versuche notwendig. Acht mussten wegen zunehmend schlechter Sicht im Endanflug vor der Landung abgebrochen werden – einer wegen einer Möwe in einem Triebwerk. Und nur ein Versuch war erfolgreich.