15-Jähriger wird von Justizwachebeamten im Landesgericht Salzburg eskortiert
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Chronik

Terrorprozess gegen Jugendlichen: 18 Monate Haft

18 Monate Haft wegen Terrorunterstützung lautet das Urteil gegen einen 16-jährigen Schüler aus der Stadt Salzburg. Der Tschetschene hatte die Terrormiliz IS unterstützt – unter anderem mit der Verbreitung von Hinrichtungsvideos im Internet.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Staatsanwaltschaft überlegt noch, ob sie beruft.

Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung nennt das Gericht als eine Begründung für das Urteil. Der kleine und eher korpulente Teenager wurde Mittwoch von vier vermummten und Schutzwesten tragenden Justizwachebeamten in den Gerichtssaal geführt. Vor dem Saal stand zusätzlich ein halbes Dutzend Polizisten, weil die Justiz den 16-Jährigen und seinen Eifer für den IS sehr ernst nimmt.

Video: Fußball mit abgeschlagenem Kopf

Der Beschuldigte nannte sich vor Gericht selbst einen religiösen Tschetschenen. Im Internet sei er radikalisiert worden im Glauben, dass der IS bloß Verbrecher töte und die Menschen unter IS-Herrschaft glücklich seien. Er verbreitete laut Gericht auch Videos von Morden und Hinrichtungen – zum Beispiel auch „Fußball“ mit dem abgeschlagenen Kopf eines Menschen.

Dass er sogar noch in Untersuchungshaft IS-Propaganda gezeichnet habe – auch das Köpfen seines früheren Verteidigers, das nannte der 16-Jährige am Mittwoch vor Gericht „zum Schämen und peinlich“. Er wolle diese Szenen hinter sich lassen. Es sei Gehirnwäsche mit ihm betrieben worden, sagte die zuständige Richterin. Das Urteil von 18 Monaten Haft ist nicht rechtskräftig. Der Jugendliche hat es akzeptiert. Die Staatsanwaltschaft überlegt aber noch, ob es streng genug ist, oder ob sie doch noch Berufung anmeldet.

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Der 16-Jährige wurde mit großem Geleitschutz in den Schwurgerichtssaal gebracht

Als Unterstützer von Terrormiliz angeworben

Ein Unbekannter habe sich vor Jahren bei ihm gemeldet, um für Unterstützung für die Terrormiliz zu werben, erzählte der Jugendliche vor Gericht. Erst habe er Nein gesagt, sei dann aber doch überzeugt worden. Zudem hätten Propagandalieder begeistert, in denen es zum Beispiel heißt: „… schlachte Ungläubige, töte Polizisten, wir bomben euch ins Feuer“.

Anleitungen für Splitterbomben

Laut Anklage soll der Jugendliche gewaltverherrlichende Videos – auch von Hinrichtungen und Morden – auf Onlineplattformen weitergeleitet haben. Zudem habe er auch Naschids geteilt – das sind ursprünglich religiöse, heroische Lieder, die aber zu Hymnen der radikalislamistischen Szene umgedeutet werden. Damit untermalen Terroristen und Islamisten ihre Propagandavideos, um die Wirkung auf junge Leute zu verstärken. Für Experten ist das die Musik, „die Dschihadisten formt“. Der Tschetschene soll zudem noch Anleitungen zum Bau von Splitterbomben im Internet geteilt haben.