Die einen nennen sie fair und der wirtschaftlichen Situation angemessen, die Gegenseite bezeichnet sie als Hohn und Frechheit. Die Kollektivvertrags-Verhandlungen im Handel laufen nicht gerade glatt. Dienstag gab es eine Betriebsversammlung der Belegschaft beim Interspar-Großmarkt im Salzburger Einkaufszentrum Europark.
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Kampf um Gehälter: Schärfere Töne im Handel

Die einen nennen sie fair und der wirtschaftlichen Situation angemessen, die Gegenseite bezeichnet sie als Hohn und Frechheit. Die Kollektivvertragsverhandlungen im Handel laufen nicht gerade glatt. Am Dienstag gab es eine Betriebsversammlung der Belegschaft beim Interspar-Großmarkt im Salzburger Einkaufszentrum Europark.

In diesen Tagen gibt es in zahlreichen Unternehmen solche Betriebsversammlungen, Streiks werden nicht mehr ausgeschlossen.
Rund 35.000 Menschen arbeiten in Salzburg im Handel, zehn Prozent mehr Lohn fordert die Gewerkschaft für sie. 3,5 Prozent plus eine Einmalzahlung bieten die Arbeitgeber.

Bei der Interspar-Betriebsversammlung – und nicht nur dort – werden Mitarbeitende von Betriebsräten darauf eingeschworen, sich nicht von Einmalzahlungen blenden zu lassen.

ÖGB warnt vor Einmalzahlungen

Michael Huber von der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) betont, er habe den Vergleich durchgerechnet: „Wenn man ein einziges Mal die prozentuelle Gehaltserhöhung aussetzen würde, dann würde das in den nächsten 20 Jahren einen Einkommensverlust von 66.000 Euro bedeuten. Eine Einmalzahlung wirkt nur ein einziges Mal, wie es das Wort schon sagt. Und prozentuelle Erhöhungen wirken nachhaltig. Wir stehen für Nachhaltigkeit, denn die Inflation wird nicht sinken. Sie wird weiterhin steigen. Und die Beschäftigten müssen ihre Rechnungen bezahlen können.“

Handel verweist auf knallharte Krisen

Dass eine Inflation von aktuell gut zehn Prozent – und übers abgelaufene Jahr gesehen knapp sieben Prozent – irgendwie abgegolten werden muss, das ist auch den Arbeitgebern klar.
Johann Höflmaier ist Spartengeschäftsführer für den Bereich Handel in der Wirtschaftskammer Salzburg: „Die Rahmenbedingungen sind heuer exorbitant herausfordernd. Niemand hat geglaubt zu Jahresbeginn, dass etwas wie die Ukraine-Krise so kommen kann. Das geht bis zur Krise bei Energie und Lieferketten. Da sind natürlich weite Teile des Salzburger Handels massiv betroffen.“

Weiter Vertrauen auf Kompromisse?

Und während die einen recht zuversichtlich der nächsten Verhandlungsrunde am Donnerstag entgegensehen, denken die anderen schon weiter. Handelssprecher Höflmaier sagt, die Bandbreite der Gegensätze sei noch sehr hoch: „Aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass es hinter verschlossenen Türen der Sozialpartner immer Kompromisse und Lösungen gibt.“

Gewerkschaft bereitet Kampfmaßnahmen vor

Gewerkschafter Huber sagt, wenn es am Donnerstag keine Einigung gebe, dann stehe am 16. November in der Innenstadt eine Demonstration auf dem Programm: „Dann wird es noch einen weiteren Termin geben. Wenn man sich da auch noch nicht einigt, dann ist der Blumenstrauß der gewerkschaftlichen Maßnahmen groß. Das kann man dann der Fantasie überlassen.“

Einer Resolution, die alle gewerkschaftlichen Maßnahmen unterstützt, stimmte die Belegschaft des Interspar im Europarkt am Dienstag vorsorglich schon zu.