Krankenpflege schiebt Patient in Rollstuhl
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Gesundheit

Zusatzversicherung kassiert vierfachen Tarif

Kurzfristig einen Arzttermin, bei freier Wahl des Mediziners oder ein Doppel- statt einem Achtbettzimmer im Spital, sind die Vorzüge einer Sonderklasseversicherung. Sollen Kinder mit Behinderung allerdings in den Genuss dieser Vorteile kommen, verlangen Versicherer knapp das Vierfache des regulären Tarifs, kritisiert nun die Salzburger Arbeiterkammer.

Durch die beiden Söhne von Familie Salchegger aus Bischofshofen (Pongau) sind die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer Salzburg auf die Ungleichbehandlung aufmerksam geworden. Kurz nach der Geburt des heute dreieinhalbjährigen Luka wollten die Eltern eine Zusatzkranken- und Unfallversicherung für ihn abschließen. Für ein Kind mit Trisomie 21 sollte das 148 Euro pro Monat kosten. Sie seien damals in einer Ausnahmesituation gewesen und über den Preis zwar erschrocken, hätten aber trotzdem akzeptiert, sagt Mutter Sejla Salchegger.

Versicherungsvertragsgesetz verhindert Diskriminierung

Versicherungsexpertin Daniela Gabler von der AK Salzburg wollte den Aufschlag von fast 400 Prozent zum sonst üblichen Tarif nicht akzeptieren. Zwar stünde es privatwirtschaftlich geführten Unternehmen zu, Verträge abzulehnen oder von einem höheren Risiko als im Durchschnitt auszugehen, „allerdings hat das Versicherungsvertragsgesetz einen Riegel vorgeschoben und sagt Behinderte dürfen hier nicht ausgeschlossen werden.“

Versicherung lenkt ein: Rabatt angeboten

„Es gibt einen Paragraphen im Versicherungsvertragsgesetz, der genau vorgibt, dass Behinderte einen Vertrag im Krankenzusatzversicherungs- oder Unfallversicherungsbereich bekommen müssen, wie jeder andere normal und gesund geborene Mensch auch“, betont Gabler. Nach einer ORF-Anfrage hat die betroffene Versicherung eingelenkt und bietet den Eltern nun einen satten Rabatt an. Luka könne zudem noch untersucht werden, damit könnte sich die Prämie entsprechend seines guten Gesundheitszustandes noch weiter reduzieren, teilt das Unternehmen mit.

Kind mit Behinderung diskriminiert