Ein Großaufgebot von 120 Männern und Frauen von Bergrettung, Alpinpolizei, Feuerwehrleuten und Rotem Kreuz sowie eine Hubschrauberbesatzung von Heli Austria aus St. Johann waren im Einsatz. Bundesweit alle Seilbahn- und Liftbetriebe müssen laut gesetzlichen Vorgaben solche Übungen abhalten. Viele Ortsstellen der Bergrettung in Österreich wenden die hier beschriebene oder ähnliche Techniken an.
Spezielle Methode beim Abseilen der Gäste
Die zwölf Bergetrupps sollen gewährleisten, dass im Notfall jeder Handgriff sitzt. Sie werden jeweils zu einer Liftstütze gebracht.
Einer der Pioniere bei der Entwicklung dieser Bergetechnik ist der staatlich geprüfte Berg- und Skiführer Peter Veider, früher auch Bergretter und Ausbilder der Einsatzkräfte in Tirol.
Einer muss dann hinaufkraxeln und mit selbst gesicherten Seilrollen auf dem Tragseil zur Gondel oder zum Sessel auf dem Lift vorstoßen. Dort werden die Wintersportler dann nacheinander abgeseilt.
Helmut Pitscheider von der Bergrettung Wagrain sagt, bei jeder Gondel würden die Insassen von dem ankommenden Bergretter vorgewarnt und informiert, dass nun Hilfe da ist: „Wir erklären den Gästen die Methodik, beruhigen sie und legen dann zum Abseilen das mitgebrachte Klettergeschirr an. Und dann werden die Leute einzeln abgeseilt.“
Zeitplan gegen Unterkühlung, Erfrierungen
Im Ernstfall müsste das laut behördlicher Vorgabe innerhalb von dreieinhalb Stunden gelingen, um Unterkühlungen, Kälteschäden und Erfrierungen zu verhindern. Übungen wie diese gibt es regelmäßig – zumindest einmal im Jahr.
Wegen der CoV-Lockdowns waren nun allerdings zwei Jahre Pause. Nun wird die dadurch fehlende Praxis nachgeholt.
Für viele Gäste völlig neue Erfahrung
Bis eine Gondel leer ist, dauert es drei bis fünf Minuten. Christian Leitner von der Feuerwehr sagt, dass im Ernstfall schon die Gefahr von Panik bestehe: „Viele Menschen sind das nicht gewohnt, dass sie auf diese Art aus den Gondeln geholt werden.“
Bergretter Pitscheider verweist auf einen wichtigen Punkt bei solchen Einsätzen, damit niemand nach der Abseilaktion in Bergnot gerät – zum Beispiel bei Abstieg bzw. Abfahrt ins Tal: „Wir erfassen die Menschen namentlich und wollen sicherstellen, dass niemand vergessen wird und dass alle sicher im Tal ankommen.“
Weitere Vorkehrungen gegen Blackout
Die Blackout-Gefahr ist laut Experten wegen des Strommangels in Europa mittlerweile so hoch wie nie. Dass es aber tatsächlich zum Totalausfall der Lifte und Seilbahnen kommt, das sei sehr unwahrscheinlich, sagt Wolfgang Hettegger von den Snowspace Bergbahnen in Wagrain.
Der Manager betont, alle Lifte seien mit redundanten (mehrfach abgesicherten) Systemen ausgestattet: „Wir haben auch einen Notantrieb, der unabhängig vom allgemeinen Stromnetz funktioniert. Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Deshalb brauchen wir auch solche Übungen.“