Freilaufende Hühner mit mobilem Stall
ORF.at/Georg Hummer
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Landwirtschaft

Bioprodukte haben Preisvorteile in der Krise

Der Preisunterschied zwischen Biolebensmitteln und „konventionellen“ Waren hat sich in den letzten Monaten deutlich verringert. Die Erzeuger von Bioprodukten mit eigenen Rohstoffen treffe die Teuerung deutlich weniger als andere Bauern, heißt es von der Landwirtschaftskammer.

Der gewaltige Anstieg bei den Futterpreisen auf dem Weltmarkt trifft zum Beispiel einen Salzburger Biobetrieb nicht, der auf die Zucht von Qualitätsgänsen spezialisiert ist. Auf vielen Biobauernhöfen wird nämlich Futter selbst angebaut – oder es wird verwendet, was da ist. Genau das bringe in der Energiekrise einen großen Vorteil, sagte die Biobäuerin Ulrike Gangl, Obfrau von Bio Austria: „Wir sind unabhängig beim Futter. Und wir brauchen auch keine künstlichen Dünge- und Spritzmittel. Deshalb können wir unsere Preise besser halten.“

Frühere Billiggänse teurer als Salzburger Bioware

Gangl hat auf ihrem Hof in Lamprechtshausen (Flachgau) insgesamt 97 Bioweidegänse. Im ganzen Bundesland sind es ca. 2.000 Stück auf 15 Bauernhöfen. Geschlachtet wird in Schlachträumen in der Nähe, verkauft wird ab Hof. Normalerweise ist dieser Fleischpreis pro Kilogramm um einiges höher als bei Gänsen, die aus Ungarn und Polen kommen. Das hat sich laut Gangl nun aber gedreht: „Die ausländische Ware war früher wesentlich billiger. Das hat sich komplett verändert. Die ausländische Ware ist nun zum Teil teurer als unsere Weidegänse.“

Das bestätigten auch die Sprecher von Supermarktketten – wie beim Spar-Konzern. Generell seien die Preisverhandlungen mit Lieferanten sehr schwierig, hieß es dort. Lebensmittel, die schon vorher teurer waren, seien im Preis aber nicht so sehr gestiegen wie Waren im günstigen Segment. Die Kunden greifen wegen der hohen Inflation nun verstärkt zum günstigeren Produkt.

Regionale Kreislaufwirtschaft als großer Vorteil

Obwohl der Preisabstand zu den teureren Waren kleiner wird, würden nicht automatisch mehr hochwertige Lebensmittel gekauft. Das zeige sich auch bei der Milch, sagte Andreas Gasteiger, Geschäftsführer der Salzburg Milch. Vergleicht man den Durchschnitt aller Molkereien in Österreich, so haben sie im August für einen Liter Rohmilch 52,37 Cent an die Bauern gezahlt. Das seien knapp 30 Prozent mehr als im Vorjahr, hieß es aus der Landwirtschaftskammer. Im Biobereich sei die Preissteigerung deutlich geringer.

Für die heimische Landwirtschaft sei das generell ein Vorteil, betonte Rupert Quehenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer: „Wir haben in Österreich und Salzburg die flächengebundene Landwirtschaft, wo wir eine lokale und regionale Kreislaufwirtschaft haben. Das ist eine gute Chance auch für die Zukunft.“

Wie lang der geringere Preisabstand bleiben wird, das ist für Experten noch nicht klar. Aktuell beobachte man die Veränderungen auf dem Markt jedenfalls genau, hieß es bei den Sprechern von Handelskonzernen und Landwirtschaft.