Taktiles Leitsystem für Blinde
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Chronik

Leitsysteme für Blinde oft verstellt

Blinde und sehbehinderte Menschen beklagen, dass in der Stadt Salzburg taktile Leitsysteme am Boden oft verstellt werden. Die Rillen am Boden sollen Orientierung schaffen. Werden die Hilfen verstellt, stehen blinde Menschen erneut vor Hindernissen.

Das taktile Leitsystem wurde in der Landeshauptstadt vor rund 20 Jahren eingeführt – die Rillen sollen zeigen, wo ein Gehweg ist und wo die Straße beginnt. In der Stadt Salzburg sind dazu 40 Kilometer an Rillen verlegt. Im Alltag aber werden die Hilfen häufig von Menschen rücksichtslos oder ahnungslos durch Fahrräder und Roller verstellt.

Kritik: Leitlinien auch von Wahlplakaten verstellt

Für Blinde und Sehbehinderte wird ein Spaziergang dadurch in letzter Zeit wieder mehr und mehr zum Hindernislauf. „Die Systeme sind in der Öffentlichkeit leider nicht sehr bekannt und sind häufig durch Fahrräder und Plakatständer verstellt“, schildert der Obmann des Blinden- und Sehbehindertenverbandes, Josef Schinwald. Die Rillen geben den Betroffenen die Richtung vor. So gibt es bei Bushaltestellen sogenannte Wartefelder, diese informieren Blinde und Sehbehinderte, dass sie an dieser Stelle stehen bleiben und auf den Bus warten sollen.

Verband: In letzter Zeit immer häufiger verstellt

Laut dem Verband häufe es sich in letzter Zeit jedoch, dass die Linien verstellt sind. Blinde und Sehbehinderte verlieren dadurch nicht nur die Orientierung, sondern laufen unter Umständen sogar ungewollt auf die Straße. „Für einen Sehenden sieht das alles gleich aus, aber für einen Blinden sind die Rillen erhöht und wenn man mit dem Blindenstock drüber fährt, rumpelt es – das ist das Zeichen für uns, dass wir hier entlang gehen sollen“, sagt Elisabeth Pertiller vom Blinden- und Sehbehindertenverband.

Taktiles Leitsystem für Blinde
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Fahrräder, Scooter, Plakatständer – die Leitsysteme werden mit unterschiedlichen Gegenständen verstellt

„Aufholbedarf am Land“

Schätzungen zu Folge sind im Bundesland rund 2.000 Menschen blind, weitere 14.000 Personen dürften stark sehbehindert sein. Genaue Zahlen gibt es aber nicht. Während in der Stadt Salzburg 40 Kilometer Leitsystem verlegt sind, gebe es in den Landgemeinden laut dem Blinden- und Sehbehindertenverband noch Aufholbedarf: „Viele Gemeinden sind zwar sehr bemüht, aber leider sind hier oft Fußgänger- und Radwege nicht mehr getrennt“, sagt Obmann Schinwald. Weitere Hindernisse sind E-Bikes, Roller und in der Stadt Salzburg vor allem auch die verstellten Blindenleit-Systeme.

Leitsysteme für Blinde oft verstellt