Postum erschienenes Buch von Jad Turjman: „Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt“
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Kultur

Jad Turjman: Letztes Buch postum erschienen

Am Freitag wird im Salzburger Literaturhaus des in den Bergen tödlich verunglückten Schriftstellers Jad Turjman gedacht. Bei einer Gedenklesung wird sein – postum erschienenes – letztes Buch vorgestellt: „Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt“.

Turjman flüchtete 2015 von Syrien nach Österreich. In seinen sieben Jahre hier etablierte er sich. Er zog als „Flüchtling Ihres Vertrauens“ mit einem Comedy-Programm durchs Land. Er trat in Schulen gegen Rassismus auf, sprach bei den Salzburger Festspielen als Redner und veröffentlichte drei Bücher.

In seinem letzten Werk geht es genau um diese Zeit in Österreich – um das Ankommen in einem fremden Land. „Wenn der Jasmin wurzeln schlägt“ erzählt von der Erniedrigung, die geflüchtete Menschen in Österreich erleben. Es zeigt die bizarren Zustände in Österreichischen Flüchtlingsheimen. Es zeigt aber vor allem, wie es einem Menschen gelungen ist, hier Fuß zu fassen, glücklich zu werden und die Heimat in sich selbst zu finden.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Kerze mit Muscheln und einem Foto von Jad Turjman
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Jad Turjman starb bei einer Bergtour im Juli 2022
Jad Turjman mit Laptop auf der Couch in seiner Wohnung
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Turjman schrieb drei Bücher in seiner Wohnung in Mattsee
Gräber auf der Friedhof Mattsee
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Er liegt auf dem Friedhof Mattsee begraben

Leser spüren, „was es heißt, die Heimat zu verlassen“

Lichtblicke waren für Turjman jene Menschen, die ihn als gewöhnlichen Mitmenschen sahen – so zum Beispiel die Familie Schöchl in Mattsee (Flachgau). Bei ihr mietete er eine Wohnung. Mit Ausblick auf den Mattsee schrieb er hier sein erstes Buch.

„Wie ich das gelesen habe, habe ich gespürt, was es heißt, die Heimat zu verlassen – irgendwo hin zu gehen, wo man weder die Sprache noch die Kultur versteht“, sagt Herbert Schöchl. „Es ist ihm trotzdem gelungen, hier Fuß zu fassen – durch seine charismatische Art, durch seine Art, Dinge anzugehen und zu reflektieren. Das hat er sehr, sehr schön in diesem Buch verarbeitet – und auch in dem Buch, das jetzt kommt.“

Lange gedauert, „mich nicht mehr fremd zu fühlen“

Das nun erschienene letzte Buch lässt den Leser fühlen, wie es war, als Jad Turjman in Österreich zu leben: „Es hat viele Jahre gedauert, mich in Österreich nicht mehr fremd zu fühlen. Ich bin mir nicht fremd gewesen, ich habe mich immer gekannt. Aber weil man mich als Fremden gesehen hat, habe ich mich als solcher empfunden. […] Ich hab [die Einheimischen], die Situation und die neuen Lebensumstände ebenfalls als fremd wahrgenommen. Aber ich habe im Laufe der Jahre gelernt, die Angst nicht mehr regieren zu lassen und das Neue, das Fremde, als wertvolle Gelegenheit zu lernen zu betrachten[…].“

Turjman schrieb alle seine Bücher mit Hilfe von Doris Brandl – einer pensionierten Lehrerin, die wenige Kilometer von Mattsee entfernt in Oberösterreich wohnt. Vom Buch könne man lernen, offener auf Fremde zuzugehen, sagt sie: „Ich denke, das kann jeder Mensch lernen und das soll auch jeder Mensch lernen. Denn angeboren ist das sicher nicht. Und die Erlebnisse, die Jad gehabt hat, sprechen eigentlich auch dafür, dass es nicht angeboren ist. Und dass es auch in Österreich Einiges an Intoleranz und Rassismus gibt – leider.“

Letztes Buch von Jad Turjman postum erschienen

Letztes Buch als Vermächtnis

Jad Turjman verunglückte diesen Juli bei einer Bergtour. Sein neues Buch liest sich als Vermächtnis, findet seine Ex-Vermieterin Christine Schöchl: „Er war auf jeden Fall ein Mensch, der versucht hat, die Kulturen miteinander zu verbinden, die Menschen miteinander zu verbinden. Das ist ihm auch sehr gut gelungen. Das wirkt auf jeden Fall nach.“

250 Menschen kamen zu Jad Turjmans Abschied. Begraben wurde er dann im kleinem Kreise bei einem muslimischen Begräbnis in einem Familiengrab auf dem Mattseer Friedhof.