Geschlossener Wellnessbereich mit leerem Pool in Hotel
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Tourismus

Energie in Hotels: „Nur Sparen wird nicht gehen“

Mögliches verordnetes Energiesparen für Hotels löst bei Hoteliers Skepsis aus: Gerade in höheren Kategorien könne man Leistungen, für die die Gäste bezahlen, nicht einfach abschalten: „Total auf Sparen wird’s nicht gehen“, sagt ein Hotelier. Die Branchenvertretung drängt auf rasche Klarheit.

Salzburgs Hoteliers fürchten sich im Winter zwar nicht vor Energieknappheit. Dass aber auch sie einsparen müssen, leuchtet ein. Deshalb wird hier in vielen Betrieben an allen Schrauben gedreht, um pünktlich zum Saisonbeginn so energieeffizient wie möglich zu sein – so wie bei Hotelier Thomas Steiner aus Obertauern (Pongau/Lungau).

„Wir arbeiten mit den ganzen Wärmerückgewinnungen, die Dämmungen von außen. Das wird alles erneuert, wo wir auch Einiges einsparen können – und natürlich Heizungen und Nachtabsenkungen“, sagt Steiner. „Wir haben unsere Mitarbeiter auch bei den ersten Meetings für die neue Saison sensibilisiert, wo man was optimieren kann – etwa bei Betriebszeiten von Wellness-Bereichen oder wie man in der Wäscherei arbeitet – dass man mehr in den frühen Morgenstunden wäscht.“

Energiesparen in Hotels

Im Skiort Obertauern macht man sich schon einmal auf die Suche nach Einsparungspotenzial bei den Energiekosten.

„Gast zahlt entsprechenden Preis und will das Angebot“

Mit der Energie gut haushalten ist das eine – die Gäste und deren Ansprüche sind hingegen das andere. Die Österreichische Hoteliervereinigung will ja vom Bund möglichst rasch konkrete Regeln, wie und wo Hotels ihren Energieverbrauch drosseln müssen. In Deutschland gelten ja schon seit 1. September Sparregelungen, wonach zum Beispiel Hotel-Foyers und Gänge heuer kalt bleiben müssen.

Hotelier Steiner sagt dazu: „In unserem Bereich – im Vier-Sterne-Superior – zahlt der Gast einen dementsprechenden Preis und erwartet sich natürlich auch immer das Angebot. Das Angebot herunterzustufen oder weniger Zeiten anzubieten – davon halte ich wenig. Da ist es wichtiger, dass man den ganzen Betrieb so optimiert, dass man wirklich gut ist.“

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Mann an Elektro-Schaltschrank
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Hotelier Thomas Steiner will Energie sparen – das Angebot zu sehr einschränken lasse sich aber nicht, sagt er
Hotel in Obertauern bei Schnee aus der Luft
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Hotelier Jakob Schneider sieht das ähnlich
Hotels in Obertauern bei Schnee aus der Luft
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In Obertauern wird derzeit – vor Saisonbeginn – gebaut

Wellnessbereich wird erwartet

Ähnlich sieht das wenige hundert Meter weiter auch der Hotelier Jakob Schneider: „Es wird schwierig, ein Hotel zu führen, wo der Wellnessbereich nicht geht oder wo die Küche plötzlich nicht eingeschaltet werden darf. Das wäre der Worst Case. Da schauen wir sicher, dass wir gute Lösungen finden. Der Winter ist einfach die Zeit, wo man Geld verdienen kann. Und wir müssen da einfach eine Leistung bringen. Total auf Sparen wird’s nicht gehen.“

Aber da wo’s geht wird ab- bzw. zurückgedreht. Und zwar automatisch: „Wir haben einen Stromwächter im Haus – das heißt, wenn im Winter Vollbetrieb ist und Küche und Wellnessbereich im Hochbetrieb sind, dann werden einzelne Geräte-Gruppen einfach weggeschaltet, damit wir über einen gewissen Stromverbrauch nicht drüberkommen.“

„Wenn Vorgaben, dann wollen wir sie jetzt wissen“

Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung und selbst Hotelbetreiber in Obertauern, betonte im „Salzburg heute“-Interview zu der Kritik sein Kollegen: „Meine Aussage war: Wenn wir Vorgaben bekommen, dann möchten wir sie gerne jetzt wissen. Denn jetzt können wir sie an die Gäste kommunizieren und jetzt laufen die Buchungsprozesse. So wie’s in der Coronazeit war, wo am Freitag irgendetwas verordnet wird, das dann am Montag in Kraft tritt – so eine Situation wollen wir vermeiden. Drum hab ich gesagt: Die Politik muss uns bitte klar sagen, ob wir mit Einschränkungen zu rechnen haben.“

Er wolle eine Situation vermeiden, dass Gäste anreisen und die Hoteliers ihnen erst dann sagen, dass gewisse Einrichtungen wegen Vorgaben zu sind, ergänzte Veit: „Drum: Wenn Vorgaben, dann jetzt. Aber auf Grund der Preise, die wir für Energie bezahlen und der anderen Kosten, die gestiegen sind, wird jeder Betrieb schauen, wo er sparen kann – und am besten so, dass es der Gast gar nicht merkt.“

Energiekrise: Wie kommt Tourismus durch Winter

Die Energieversorgung und die Preise bereiten auch den heimischen Hoteliers Kopfzerbrechen. Zwar mache sich jeder selbst Gedanken, wo er im Betrieb einsparen könne. Aber es brauche übergeordnete Vorgaben, sagt der Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung Walter Veit.

Gäste sollen Einsparungen kaum spüren

Dass die Hoteliers im kommenden Winter auf den Energieverbrauch schauen wird, ist für Veit klar – aber das sollten die Gäste kaum spüren: „Wenn’s gut läuft, werden wir da und dort kleine Einschränkungen haben. Jeder kann da nachbessern, wo’s sinnvoll ist. Ob dann die Saunen von 7.00 Uhr früh bis in die Nacht laufen – da stellt sich die Frage, ob das einen Sinn macht, oder ob man da Kernzeiten herausnimmt. Wir haben auch schon von den Bergbahnen gehört, dass die vielleicht in den Nebensaisonen ein bisschen langsamer fahren, dass man am Anfang vielleicht nicht alle Pisten beschneit.“

Rasche Klarheit gefordert

In Deutschland gelten die Energiesparregeln für Hotels schon seit 1. September. „Und bei uns sagt man ‚schau mer mal‘“, sagt Veit. „Ich habe schon im August darauf gedrängt – aber bis heute leider keine Antwort. Mit diesen Aussagen kommen wir auch nicht weiter. Ich habe auch noch keine Aussage bekommen, was es bedeutet, wenn der Gasstand heute 70 Prozent ist und morgen 72 und irgendwann 80 – können wir dann einen normalen Winter starten? Das möchte ich wissen.“

Deshalb erwartet sich der Hoteliervereinigungs-Präsident von Umwelt- und Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) rasch Klarheit: „Ich erwarte mir von ihre eine Antwort, dass sie sagt: Ja, wenn sich der Gasspeicher so weit füllt, dann könnt ihr euren Winter normal beginnen. Das können wir den Gästen vor der Anreise kommunizieren. Dann wird der Gast auch mit der einen oder anderen Einschränkung leben können. Aber wenn er’s im Nachhinein erfährt, dann wird er vielleicht um eine Preisreduktion ansuchen – und das wollen wir vermeiden.“