Dass sich Nachverdichtung nicht nur auf neuen Wohnraum über Supermärkten konzentrieren muss, zeigt ein neues Beispiel aus Salzburg. Eine Studie im Auftrag des Landes hat sich mit der Überbauung von Bahngleisen beschäftigt. Fachleute sehen darin zahlreiche Vorteile.
Animation: Martin Oberascher & Partner
Animation: Martin Oberascher & Partner
Wirtschaft

Günstiger Wohnraum durch überbaute Bahnhöfe

Dass sich Nachverdichtung nicht nur auf neuen Wohnraum über Supermärkten konzentrieren muss, zeigt ein neues Beispiel aus Salzburg. Eine Studie im Auftrag des Landes hat sich mit der Überbauung von Bahngleisen beschäftigt. Fachleute sehen darin zahlreiche Vorteile.

Preiswerter Wohnraum ist in Städten und Ortszentren knapp. Bauen auf der Wiese ist hingegen mit Bodenversiegelung und Zersiedelung und ihren negativen Folgen verbunden.

Künftig mehr Überbauung von Bahnhöfen etc.

„Wir wollen Flächen, die bereits versiegelt sind, durch mehrfache Nutzung für den Wohnbau gewinnen“, sagt die Salzburger Wohnbaulandesrätin Andrea Klambauer (NEOS). Zugleich solle Wohnen gemeinsam mit Mobilität gedacht und zusätzlicher Individualverkehr mit dem Pkw größtmöglich vermieden werden. Im Fokus der Untersuchung standen Verkehrsknotenpunkte wie Bahnhöfe, an denen die Baudichte angehoben werden soll.

Zugriff auf Verkehrsknotenpunkte wichtig

Wie die Studienautoren – die Architekten Martin Oberascher und Klaus Bidner – betonten, sollen Menschen angesprochen werden, die auf eigenes Auto verzichten wollen und Wert auf gute öffentliche Verkehrsanbindung legen – Studenten, Senioren oder junge Familien etwa: „Es ist nicht mehr so wichtig, in welcher Stadt oder Gemeinde man genau wohnt, sondern dass man möglichst schnell auf einen dieser Knotenpunkte zugreifen kann. Ich kann dann auch von Hallein oder Oberndorf aus rasch in Linz, München oder Wien sein.“

Fotostrecke mit 2 Bildern

Dass sich Nachverdichtung nicht nur auf neuen Wohnraum über Supermärkten konzentrieren muss, zeigt ein neues Beispiel aus Salzburg. Eine Studie im Auftrag des Landes hat sich mit der Überbauung von Bahngleisen beschäftigt. Fachleute sehen darin zahlreiche Vorteile.
Animation: Martin Oberascher & Partner
Dass sich Nachverdichtung nicht nur auf neuen Wohnraum über Supermärkten konzentrieren muss, zeigt ein neues Beispiel aus Salzburg. Eine Studie im Auftrag des Landes hat sich mit der Überbauung von Bahngleisen beschäftigt. Fachleute sehen darin zahlreiche Vorteile.
Animation: Martin Oberascher & Partner

Die Architekten wollen singuläre Nutzungsfunktion vermeiden: „Also nicht Bahnhof, Park-and-Ride-Flächen, Geschäfte und Wohnen nebeneinander, sondern alles zentriert und kompakt.“

Länglicher Riegel als Grundform

Weil Bahnsteige und Parkplätze oft linear angeordnet seien, würde sich für Bauprojekte ein länglicher Basisriegel anbieten. Im Erdgeschoss oder in den unteren Stockwerken werden die Strukturen wie Park-and-Ride-Plätze für Pendler untergebracht: „Auf diese baut man dann die Wohnungen oder zusätzliche kommunale Funktionen auf“, sagt Oberascher. Für Projekte würden sich vor allem Bahnhöfe anbieten, die renoviert werden müssen – oder die Stationen der geplanten Salzburger Regionalstadtbahn S-Link.

Zahlreiche Probleme in Griff bekommen

Baukörper mit Wohnungen können bis an die Gleise heranreichen – oder diese auch überragen. Das sei mit mannigfaltigen Herausforderungen verbunden. Vibrationen und Lärm würde man technisch gut in den Griff bekommen – etwa indem man Gänge und Nebenräume zu den Gleisen hin ausrichte. Und es gibt noch andere Hürden. Ab einer Überbauung von mehr als 50 Metern Länge gelte man eisenbahnrechtlich als Tunnel. Auch seien Bahnüberbauungen teurer, was aus Gründen der Wirtschaftlichkeit höhere Baudichten – also mehr Stockwerke – erfordere. Ein Problem sei nicht zuletzt auch die Verfügbarkeit von Flächen. Selbst wenn Grundstücke brach liegen, würden sie von Verkehrsbetrieben mitunter als Lagerflächen während Sanierungs- und Umbauarbeiten genutzt.

Konkretes Beispiel Oberndorf

Konkret haben sich die Studienautoren ein Lösungsmodell für die 6.000-Einwohner-Kleinstadt Oberndorf im Salzburger Flachgau angeschaut – die flächenmäßig zweitkleinste Gemeinde im Bundesland. Die Kommune liegt an der Salzburger Lokalbahn. „Wir wollen leistbaren Wohnraum im Stadtzentrum schaffen, gerade für junge Bürger, die weiter in der Gemeinde leben wollen, in der sie aufgewachsen sind“, sagt dazu Bürgermeister Georg Djundja (SPÖ). Von einem konkreten Projekt sei man zwar noch weit entfernt, der Grundeigentümer Salzburg AG zeige aber Interesse.