Weil sie zu wenig Arbeitnehmer haben, müssen immer mehr Betriebe ihre Öffnungszeiten verkürzen oder Filialen gleich zusperren. Die niedrige Arbeitslosigkeit hat im Sommer dazu geführt, dass der Arbeitsmarkt leer gefegt ist. Laut Arbeitsmarktservice müssen sich Firmen bemühen, ihre Mitarbeiter zu halten.
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Wirtschaft

Betriebe sperren zu – zu wenig Arbeitskräfte

Weil sie viel zu wenig Arbeitnehmer haben, müssen immer mehr Betriebe ihre Öffnungszeiten verkürzen oder Filialen gleich zusperren. Die niedrige Arbeitslosigkeit hat im Sommer den Arbeitsmarkt noch zusätzlich leergefegt. Laut Arbeitsmarktservice (AMS) müssen sich Firmen immer stärker bemühen, ihre Mitarbeiter zu halten.

Der Personalmangel trifft mittlerweile alle Branchen wie ein Keulenschlag. Zwölf Filialen betreibt zum Beispiel die Bäckerei Bauer mit Hauptsitz in Mühlbach am Hochkönig (Pongau) im ganzen Land. Zwei davon sind derzeit geschlossen – wegen Personalmangels.

Bei weiteren Filialen werden die Öffnungszeiten gekürzt, sagt Firmenchef Reinhard Bauer: „Wir brauchen zehn Leute mehr mindestens in allen Bereichen. Das ist unser Hauptthema und Hauptproblem in dieser Zeit."

Boni ignoriert: Neues Auto interessiert niemanden

In der Not setzt das Unternehmen ungewöhnliche Anreize und wirbt mit vielen Boni um Lehrlinge. Wer nicht raucht oder neue Ideen in das Netzwerk der Bäckerei Bauer einbringt, bekommt monatlich deutlich mehr zum Beispiel.

Bei einem guten Lehrabschluss winkt sogar ein Auto um 15.000 Euro. Doch nicht einmal das helfe, auf diese Anzeige habe sich kein einziger Bewerber gemeldet, so der junge Pongauer Firmenchef: „Es ist die Nachtarbeit bei uns Bäckern, die viele abschreckt. Obwohl es sehr reizvoll ist, weil wir früh anfangen, und dann kannst du privat noch den Tag bestens nutzen. Dazu kommt, dass durch den Nachtzuschlag unsere Mitarbeiter alle sehr gut bezahlt sind."

Bäckermeister Reinhard Bauer – Mühlbach am Hochkönig – Weil sie zu wenig Arbeitnehmer haben, müssen immer mehr Betriebe ihre Öffnungszeiten verkürzen oder Filialen gleich zusperren. Die niedrige Arbeitslosigkeit hat im Sommer dazu geführt, dass der Arbeitsmarkt leer gefegt ist. Laut Arbeitsmarktservice müssen sich Firmen bemühen, ihre Mitarbeiter zu halten.
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Der junge Bäckermeister Reinhard Bauer in Mühlbach am Hochkönig, der mit seinem Bruder Wolfgang (nebenbei ein Flugzeugpilot) und dem Seniorchef in weiten Teilen des Landes Salzburg gewerblich aktiv ist – mit Brot

Immer mehr Wirte am Rand der Verzweiflung

Auch in der Gastronomie behindert immer größerer Personalmangel das Tagesgeschäft. Um im Sommer über die Runden zu kommen, haben einzelne Wirte ihre Öffnungszeiten eingeschränkt. Mit Schulbeginn fallen nun auch die Praktikanten weg, sagt Wirtesprecher Ernst Pühringer: „Das verschärft die Lage nochmals. Wir haben daneben extrem gutes Geschäft. Wenn es aber so weitergeht, dann muss ich gewisse Schichten schließen."

Teilzeit-Jobs immer beliebter

Der Salzburger Arbeitsmarkt hat nun 8.000 Beschäftigte mehr als vor einem Jahr – zudem die niedrigste Arbeitslosigkeit im Sommer. Der Arbeitsmarkt sei leer gefegt, so Pühringer: „Was jetzt noch als arbeitslos gemeldet ist, der ist generell ohnehin schwer vermittelbar."

Und ein Teil der Bediensteten wolle nur noch in Teilzeit arbeiten. Das setze die Unternehmen weiter unter Druck, so der Gastronom Pühringer: „Diese Life-Work-Balanche ist für viele sehr wichtig."

Betriebe müssen deshalb mehr Personal einstellen. Das spürt auch der Salzburger Handel. Hier sind Zahlen der Mitarbeiter im Vergleich zum Vorjahr zwar deutlich gestiegen. Dennoch wären immer noch 2.000 Jobs zu haben, sagt Spartensprecher Johann Höflmaier: „Man braucht für die gleiche Zeit mehr Köpfe. Das resultiert in steigenden Beschäftigungszahlen."