Foto auf Instagram von Frau im Bikini in Gumpen oberhalb des Königssees
Screenshot ORF
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Umwelt

Naturzerstörung für Insta-Fotos: Verbot nützt wenig

Für ein schönes Foto auf sozialen Netzwerken wie Instagram nehmen viele Wanderer auch Naturzerstörung in Kauf. Betretungsverbote werden missachtet – so wie bei den Gumpen beim Königsbach-Wasserfall. Das beobachtet die Nationalparkverwaltung.

Der Bach mit den natürlichen „Pools“ oberhalb des Königssees ist schon lange ein beliebtes Ausflugsziel. Durch die sozialen Netzwerke allerdings ist die Anziehung dieses Ortes noch einmal ordentlich gewachsen. Mehrere Schilder machen zwar die Besucher im Nationalpark Berchtesgaden darauf aufmerksam, dass der Wasserfall nicht betreten werden darf.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Foto auf Instagram von Paar in Badesachen in Gumpen oberhalb des Königssees
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Auf sozialen Netzwerken sind nach wie vor zahlreiche Fotos von den Gumpen im Nationalpark zu finden – trotz des Betretungsverbots
Verbotsschild „Stop Vegetationsschutzgebiet Betreten Verboten“
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Das seit über einem Jahr gültige Verbot wird oft ignoriert
Ausgetrampelter Querfeldeinpfad im Nationalpark Berchtesgaden mit Wanderer
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Auf dem Weg zu den Gumpen und Wasserfällen wird die Vegetation niedergetrampelt
Verbotsschild „Lebensgefahr“ an Wanderweg im Wald
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Auch Warnschilder bringen nach Erfahrung des Nationalparks wenig
Verbotsschild „Kein Versicherter Steig! Lebensgefahr“ auf Baumstamm
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Auf YouTube gebe es Anleitungen, wo geraten werde, die Schilder zu ignorieren, beobachten Nationalparkranger
Müll von Wildcampern im Wald
Nationalpark Berchtesgaden
Wildcamper hinterlassen im Nationalpark Müll
Blick über den Königssee im Sommer
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Der Königssee zieht Gäste aus ganz Europa an – und die wollen ihre Social-Media-Fotos machen, koste es, was es wolle

„Leute kommen und wollen dieses Foto machen“

Allerdings setzen sich viele darüber hinweg, wie aktuelle Postings in sozialen Netzwerken beweisen: Fotos aus den Gumpen werden munter weiter ins Netz gestellt. Jene, die dabei erwischt werden, erhalten eine Anzeige: 200 Euro werden in Rechnung gestellt.

„Es kommen sehr viele Leute von weiter her“, sagt Nationalparkranger Klaus Melde. „Aus Holland, England, Frankreich, Italien oder der Tschechischen Republik. Die sagen einfach: Wir haben so eine lange Anfahrt gehabt, wir lassen uns da nicht abschrecken. Wir wollen dieses Foto machen, das ja nach wie vor überall in den sozialen Medien herumgeistert. Und die lassen sich auch von diesen Warnschildern und Stoppschildern nicht abschrecken, wo draufsteht, dass das etwas kostet. Die wollen das Bild haben und ignorieren alles andere außen herum.“

Vegetation wird niedergetrampelt

Bis mindestens 2026 bleibt das Gebiet gesperrt, zu groß ist das Sicherheitsrisiko durch die Selfie-Jäger, zu groß auch der Schaden an der Vegetation, die teilweise völlig niedergetrampelt wurde.

„Die Sperre ist eigentlich der letzte Schritt gewesen. Denn alles andere, was wir versucht haben – mit Schildern zu arbeiten usw. –, hat nichts gebracht. Die Leute ignorieren das. Wir haben auf YouTube einen, der diesen Weg zum Wasserfall genau beschreibt. Und der stellt sich vor das Schild hin, ‚Achtung Lebensgefahr‘, und sagt dann ganz klar: ‚Jaja, da steht zwar ›Achtung Lebensgefahr‹, aber das braucht ihr nicht zu beachten. Das ist gar nicht so gefährlich. Da könnt ihr auf alle Fälle weitergehen.‘ Und die Leute schauen so etwas an, und dann machen sie es nach. Warum sollen sie denn noch überlegen, wenn der sagt: Da kann man ja leicht gehen.“

Naturschutz vs. soziale Netzwerke: Verbot wird ignoriert

Durch die sozialen Netzwerke werden häufig auch jene angezogen, die sich länger am Königsee aufhalten wollen und dort campen, obwohl auch das im Nationalparkgelände verboten ist. Zurück bleibt dann oft Müll, wie die Nationalparkverwaltung beobachtet.

Ideen für neue Touren: GPS-Track statt genauer Planung

Soziale Netzwerke können andere Wanderer auch zu neuen Touren inspirieren. Das berge eine zusätzliche Gefahr, beobachtet Bernd Tritscher, Bezirksleiter der Bergrettung im Pinzgau. Denn eine Auseinandersetzung mit Weg und Ziel oder eine Tourenplanung finde oft nicht statt: „Die Leute wollen wo hin, laden sich irgendeinen GPS-Track herunter, haben aber keine Ahnung, wo sie sich überhaupt bewegen“, schildert Tritscher. „Und Sachen, die in sozialen Medien gepostet werden, sind immer die subjektive Meinung von einzelnen. Ich sollte mich schon damit befassen: Ist das jetzt mein Level?“

Nicht außer Acht gelassen werden sollte außerdem auch, dass das Fotografieren und anschließende Posten von Fotos oftmals viel Akku benötigt. Das Handy zähle beim Berggehen aber zur Notfallausrüstung. Der Akku sollte daher bei Touren mindestens halb voll bleiben, mahnt die Bergrettung.