Alles eine Frage der Perspektive: Weil der Mann samt Kugel so wunderbar aufs Handyfoto passt – mit der Festung im Hintergrund – gilt die Skulptur aus dem Jahr 2007 längst als meistgeknipstes Motiv. In sozialen Netzwerken wird das Bild geteilt – quasi als Beweis: Schau her, ich war in Salzburg. „Ich find’s spannend, weil man den Mann oben drauf von allen Seiten sieht und das Gefühl hat: Da steht irgendwer – bis man draufkommt, dass das eigentlich nicht echt ist“, sagt eine Urlauberin aus Wien. „Die Kugel ist wunderschön, weil sie so ein goldenes Licht ausstrahlt“, ergänzt ein junger Urlaubsgast aus München.
Für Bildhauer Balkenhol „ein Glücksfall“
Der Schöpfer des Skulptur ist der luxemburgisch-deutsche Bildhauer Stephan Balkenhol. Er war dieser Tage zu einer Ausstellung seiner Werke samt Künstlergespräch in der ‚Thaddaeus Ropac Salzburg Halle‘ im Stadtteil Schallmoos zu Gast. Dabei wurde natürlich auch der 15. Geburtstag seiner wohl berühmtesten Arbeit thematisiert. Handelt es sich um Sonne, Mond, Mozartkugel oder Weltkugel? Der Künstler will sich nicht festlegen: „Es könnte die Welt sein, es könnte auch unsere eigene Seele sein, es kann Reichtum sein. Aber es ist auch gleichzeitig das Jenseits.“
Dass er für Salzburg ein zusätzliches Wahrzeichen geschaffen hat, darauf ist Balkenhol „natürlich stolz, das ist klar. Es ist ein schönes Gefühl. Es ist aber auch ein Glücksfall, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige am richtigen Ort gemacht zu haben.“ Zur zwei Tonnen schweren vergoldeten Kugel gehört auch das Gegenstück, die „Frau im Fels“ in der Mönchsberg-Wand im Toscaninihof. Als Gesamtkunstwerk heißen die beiden Skulpturen „Sphaera“.
Goldkugel seit 15 Jahren ein Wahrzeichen
„Ein Wahrzeichen aus dem 21. Jahrhundert“
Heftig debattiert und umstritten war 2007 der Aufstellungsort. Die Salzburg Foundation setzte ihre Initiative aber durch und finanzierte die Kunst: „Es ist schon sehr schön, wenn sich Kunst so im öffentlichen Raum behauptet, dass man es mit dem Ort assoziiert, dass es zu Salzburg gehört“, sagt der Galerist Thaddaeus Ropac. „So wie viele andere Dinge, die sich über Jahrhunderte eingebürgert haben.“
„Salzburg ist ja voll der Wahrzeichen: Die Festung, der Dom, alles mögliche“, sagt Ex-Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. „Aber das ist das Wahrzeichen aus dem 21. Jahrhundert.“ Von oben, von der Festung aus beobachtet, nimmt die Größe des Kunstwerks deutlich ab. Der Mann auf der Kugel schrumpft neben dem Dom – alles also eine Frage der Perspektive.