Die Anzeichen verdichten sich, dass die kommenden Lohn- und Gehaltsverhandlungen heuer besonders heftig werden. Gewerkschaften pochen schon auf ein Plus von mindestens 6,5 Prozent. Arbeitgeber entgegen, sie müssten ohnehin die hohen Energiekosten und die stagnierende Konjunktur bewältigen.
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Inflation: Arbeitskampf bei Lohnverhandlungen?

Die Anzeichen verdichten sich, dass die kommenden Lohn- und Gehaltsverhandlungen heuer besonders heftig werden. Gewerkschaften pochen schon auf ein Plus von mindestens 6,5 Prozent. Arbeitgeber entgegen, sie müssten ohnehin die hohen Energiekosten und die stagnierende Konjunktur bewältigen.

Der Herbst könnte auf dem Arbeitsmarkt heiß werden – mit Betriebsversammlungen und Streiks. Die Metaller sind traditionell zuerst am Zug, wenn Kollektivverträge im Herbst neu verhandelt werden. Streiks hat es hier in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Salzburgs oberster Gewerkschafter stellt sie schon jetzt in Aussicht – schon einige Wochen vor der ersten Verhandlungsrunde. ÖGB-Chef Peter Eder betont, wenn es notwendig werde, dann seien Arbeitskämpfe bzw. Maßnahmen wahrscheinlich.

Peter Unterkofler, Präsident der Industriellenvereinigung in Salzburg, sieht Kampfmaßnahmen als Aktionen, die noch nie zu einem besseren Ergebnis geführt hätten: „Sie schädigen volkswirtschaftlich alle.“

Die Anzeichen verdichten sich, dass die kommenden Lohn- und Gehaltsverhandlungen heuer besonders heftig werden. Gewerkschaften pochen schon auf ein Plus von mindestens 6,5 Prozent. Arbeitgeber entgegen, sie müssten ohnehin die hohen Energiekosten und die stagnierende Konjunktur bewältigen.
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Gießerei in der Salzburger Metallindustrie

Industrie, Gewerbe und Handel seien in einer extrem schwierigen Situation, argumentieren Arbeitgeber – quer durch alle Branchen, wie Unterkofler betont: „Wenn wir uns die Lage in sechs Monaten anschauen, dann war die Prognose noch selten so schlecht. Wir kämpfen mit sehr hohen Einkaufspreisen, sehr hohen Energiekosten, mit Fachkräftemangel. Das sind ganz viele Themen, die uns beschäftigen.“

Industrielle für „vorsichtige Abschlüsse“

Die Industrie könne diese gestiegenen Energiekosten weitergeben, argumentiert die Gewerkschaft. Das weiß man auch bei den Unternehmen. Man sei verhandlungsbereit, so Unterkofler: „Es wird natürlich Lohnerhöhungen geben. Die Frage ist in welcher Höhe. Sie müssen auch angepasst sein auf die Geschäftslage in einem Jahr. Es sind sehr viele Unsicherheiten im Markt. Die Unternehmen wissen nicht, wohin die Reise geht. Deshalb muss man vorsichtige Lohnabschlüsse wählen.“

Das ist ein Argument, das Gewerkschafter nicht hören wollen. Denn bei den Lohnabschlüssen gehe es immer um die Verteilung von Heu, das die Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten bereits eingefahren haben, sagt ÖGB-Chef Eder: „Da reden wir von 1,8 Milliarden Euro, die ausgeschüttet wurden. Da muss vom Kuchen auch ein Stück für die Arbeitnehmer bleiben.“

WK-Chef rechnet mit „heißem Herbst“

Salzburgs Wirtschaftskammerpräsident Peter Buchmüller hat jahrelang die Kollektivvertragsverhandlungen im Handel auf Arbeitgeberseite geleitet. Er weiß, was auf die Sozialpartnerschaft zukommt: „Das wird ein heißer Herbst. Wir müssen uns alle warm anziehen. Die Sache ist auch zweischneidig. Denn höhere Abschlüsse bedeuten auch noch höhere Preise in den Geschäften und insgesamt höhere Preise. Das heizt die Inflation noch an.“

Die Verhandlungen beginnen in knapp vier Wochen. Die Inflation der vergangenen zwölf Monate liegt dann im Schnitt bei 6,8 Prozent. Und ein solches Plus wollen die Arbeitnehmervertreter auf jeden Fall auf den Lohnzetteln ihrer Mitglieder sehen.