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Energiepolitik: Wirtschaft bangt um viele Betriebe

Die extremen und immer noch höheren Preise für Strom und andere Energieträger bringen nicht nur große Industriebetriebe in Bedrängnis. Viele Klein- und Mittelbetriebe bangen längst um ihre Existenzen. In der Wirtschaftskammer häufen sich Anfragen. Gefordert wird der Strompreisdeckel nun auch für Klein- und Mittelbetriebe.

Mit der Entlastung müsse es schnell gehen, betonen Wirtschaftsvertreter, denn sonst komme vielfach die Hilfe zu spät. Lokalaugenschein des ORF: Der ADEG-Markt in Hof (Flachgau) ist freundliches, helles und gut sortiertes Geschäft. Der Chef ist im Ehrenamt gleichzeitig auch Präsident der Salzburger Wirtschaftskammer. Er betreibt auch ein zweites Geschäft in Großgmain.

Weitere horrende Kosten in Sichtweite

Peter Buchmüller erlebt die Strompreisexplosion am eigenen Leib. Er ist seit Jahrzehnten Stammkunde der Salzburg AG. Sein Vertrag endet 2022. Was 2023 auf ihn zukommt, habe er erst vor wenigen Tagen erfahren, so Buchmüller: „Wir haben bisjer reine Netto-Stromkosten von 20.000 Euro. Mit dem Ein-Jahres-Tarif hätten wir dann künftig 240.000 Euro. Einer meiner Betriebe würde noch leichte Gewinne machen, einer gar nicht mehr. Für leichte Gewinne bin ich aber nicht Kaufmann geworden.“

„Zahllose Betriebe und Jobs auf dem Spiel“

Wie diesem Kaufmann und Unternehmer geht es vielen Betreibern von Klein- und Mittelbetrieben. Karl-Heinz Thurnhofer ist Bäcker in Berndorf (ebenfalls Flachgau). Seinen Betrieb gibt es seit rund 500 Jahren. Auch er kämpft nun massiv mit den Stromkosten. Diese hätten sich mittlerweile vervierfacht. Im kommenden Jahr soll dann eine Versechsfachung kommen, kritisiert Thurnhofer: „Ich kann mir das schwer vorstellen, dass sich das noch irgendwie ausgeht. Statt 3.000 Euro kostet der Strom dann bis zu 16.000 Euro. Wer soll das alles zahlen?“

Die Folgen für Gewerbe und Industrie liegen für Experten in der Wirtschaftskammer auf der Hand, sagt Kammerpräsident Buchmüller: „Es wird sicher Schließungen und massive Jobverluste geben. Die Lage ist für sehr viele Betriebe existenzbedrohend. Es geht ja noch um Erdöl und Erdgas zusätzlich, die auch dauernd teurer werden.“

„Politiker sollen endlich handeln“

Buchmüller fordert rasche Maßnahmen von der Politik: „Endlich handeln statt reden!“ Das preistreibende Merit-Order-Prinzip bei der Strompreisbildung müsse endlich ausgesetzt werden. Auch für Unternehmen müsse dringend ein Strompreisdeckel eingeführt werden – nicht nur für Privathaushalte, wie die Politiker derzeit überlegen.

Für Bäcker Thurhofer wird das möglicherweise alles zu spät kommen. Er geht nächstes Jahr in Pension. Und die Schließung des Berndorfer Traditionsbetriebes scheint nun unausweichlich zu sein.