Vermurung Mittersill (Pinzgau)
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Umwelt

Vorwurf: Vermurungen wegen Chalets am Pass Thurn

Nach dem jüngsten Unwetter im Oberpinzgau nimmt der Unmut der Anrainer zu. Betroffene Bauern äußern ihre Vorwürfe: Verbauungen in hohen Lagen mit Hotels und Chalets würden Murenabgänge und Überschwemmungen verstärken.

Muren und große Regenmengen führten in Hollersbach (Pinzgau) vergangene Woche dazu, dass Bewohner ihre Häuser verlassen mussten. Auch in der angrenzenden Gemeinde Mittersill war ein Bauernhof vom Starkregen betroffen. Der Landwirt musste Schlamm und Schotter entfernen. Oberhalb des Hofes befindet sich die Großbaustelle für das Luxuschalet-Projekt auf dem Pass Thurn.

„Wald für Chalets gerodet – Wasser schießt herunter“

Über einen Graben gelangten Schlamm und Schotter auf die landwirtschaftlichen Flächen von Gerhard Innerhofer in Mittersill. Der Bauer sieht einen unmittelbaren Zusammenhang mit der aktuellen Großbaustelle und wirft den Investoren vor, dass die gerodeten Flächen Murenabgänge begünstigen würden.

Für das Chalet-Projekt auf dem Pass Thurn sei Wald gerodet worden – über die freien Fläche schieße das Wasser nun auf die darunterliegenden Gebäude: „Es war eine Katastrophe, innerhalb von fünf Minuten ist das Wasser zu uns her geschossen. Seitdem oberhalb von uns für das Chalet-Projekt abgeholzt wurde und kein Wald mehr da ist, schießt das Wasser über die Oberflächen herunter. Wir als Darunterliegende müssen das schlucken und haben jetzt den Dreck hier“, kritisierte Bauer Gerhard Innerhofer.

Luxusressort weist Kritik zurück

Der Sprecher des Luxusressorts Six Senses, Anton Santner, wies die Vorwürfe zurück: „Wir sind jederzeit gesprächsbereit.“

Vorwurf von Anrainern: Chaletsbauten am Pass Thurn würden Murenabgänge begünstigen
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Chalet-Projekte in hohen, steilen Lagen würden laut Anrainern Murenabgänge begünstigen

Anrainer fordern Baustopp auf Pass Thurn

Der Grubingbach, der am Donnerstag über die Ufer trat, speist sich aus mehreren Gräben. Oberhalb dieser Gräben liegt die Mittelstation der Panoramabahn, wo ein heimischer Immobilienunternehmer Gebäude und Flächen besitzt. Einheimische beobachten die Entwicklung derzeit mit Sorge und verlangen, dass es auf dem Pass Thurn einen Baustopp für Häuser in hohen, steilen Lagen auf Almböden geben müsse.

Entwässerungsanlage könnte weitere Bauten ermöglichen

Doch bereits kommende Woche findet auf Antrag des heimischen Immobilienunternehmers eine Verhandlung der Bezirkshauptmannschaft Zell am See (Pinzgau) statt, bei der über eine Anlage zur Entsorgung von Dach- und Oberflächenwasser auf dem Pass Thurn in Mittersill verhandelt wird. Mit einer Genehmigung könnten hier weitere Häuser ermöglicht werden. „Ich begreife nicht, wie das gutgehen soll, wenn Tausende Kubikmeter Oberflächenwasser in ein kleines Gerinne eingeleitet werden sollen. Was dann unten im Tal passiert, haben wir letzte Woche gerade gesehen“, kritisierte Anrainer Anton Nindl.

Scharfe Kritik von SPÖ: „Alles auf Kosten der Anrainer“

Auch Naturschutzsprecherin Karin Dollinger (SPÖ) kritisierte die Entwicklung am Pass Thurn scharf: „Geht das durch, wird der Grubingbach noch öfter und noch schneller anschwellen, und die Einheimischen werden noch mehr Nachteile verspüren – alles auf Kosten fremder Anleger und der immer gleichen Betongoldgräber.“ Ob die Grundlage für neue Verbauungen geschaffen wird, entscheidet sich in der Verhandlung am 10. August.

Vorwurf: Vermurungen wegen Chalets auf Pass Thurn