Stolpersteine
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Politik

Vor 25 Jahren erste Stolpersteine verlegt

Vor genau 25 Jahren wurde der weltweit erste Stolperstein verlegt – in St. Georgen-Holzhausen (Flachgau). Europaweit wurden bisher insgesamt 80.000 dieser Denkmäler im Straßenpflaster für NS-Opfer verlegt. In Salzburg sind es Hunderte.

Seit 1997 gibt es im St. Georgener Ortsteil Holzhausen die beiden Stolpersteine für die Brüder Nobis. Beide verweigerten als Zeugen Jehovas den Dienst an der Waffe und wurden deswegen hingerichtet.

Es waren weltweit die ersten Stolpersteine, die mit offizieller Genehmigung des Künstlers Gunter Demnig, Initiator des Projekts, verlegt wurden: „Es war mir nicht bewusst, dass das die ersten Stolpersteine waren“, sagt der St. Georgener Ex-Bürgermeister Friedrich Amerhauser. „Aber es war mir bewusst, dass ich gesagt habe: ‚So ein Denkmal setzen wir.‘ Wir haben in den späteren Jahren auch noch ein weiteres Denkmal errichtet – die Brücke der Erinnerung. Das sind so kleine Denkmälern, die in Jahren oder Jahrzehnten vielleicht noch an die Geschichte von damals erinnern.“

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Haus in St. Georgen Holzhausen, vor dem die ersten Stolpersteine verlegt wurden
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Vor diesem Haus in St. Georgen-Holzhausen wurden die weltweit ersten Stolpersteine verlegt
Stolpersteine für Johann und Matthias Nobis, die wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichtet wurden
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Die Gravuren auf diesen Stolpersteine erinnern an Johann und Matthias Nobis, die wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichtet wurden

Knapp 500 Stolpersteine wurden seitdem in der Stadt Salzburg verlegt – rund 100 weitere waren es in anderen Gemeinden im Land, darunter in Hallein, Bischofshofen und St. Johann im Pongau. Die Steine mit Messingplatten samt Aufschrifte erinnern am Gehsteig oder im Straßenpflaster vor Wohnhäusern an Menschen, die im Nationalsozialismus vertrieben oder getötet wurden.

„Wollen jedem Opfer seinen Namen zurückgeben“

Durch die Erinnerungssteine soll das Schicksal der NS-Opfer präsent bleiben, sagt Historiker Gert Kerschbaumer: „Ich würde sagen, es ist eine Erfolgsgeschichte, falls man so etwas überhaupt sagen darf angesichts dieser grauenhaften Vorkommnisse und Ereignisse. Denn jeder Stein ist eigentlich zu viel, jedes Opfer ist zu viel. Schon das erste Opfer ist zu viel. Man braucht sich jetzt nicht mit diesen Steinen brüsten oder so etwas. Wir wollen ja jedem Opfer seinen Namen zurückgeben, sein Gesicht zurückgeben“, sagt Kerschbaumer.

25 Jahre Stolpersteine in Salzburg

Auch für die Präsidentin der jüdischen Kultusgemeinde in Salzburg, Hanna Feingold, haben die Stolpersteine nichts von ihrer Aktualität verloren: „Ich glaube, es wird immer wichtiger. Es gibt nämlich immer wieder Situationen, wo Leute ganz einfach zur Seite geschoben werden.“ Historikerinnen und Historiker schätzen, dass in Salzburg noch etwa 300 Stolpersteine zu verlegen wären – dazu fehlen aber noch nähere Daten der Opfer.