Bei der Präsentation der Pläne in Berchtesgaden hüllte sich der reale Berg (2.713 Meter) vor ein paar Tagen in dichte Wolken, der dritthöchste Gipfel Deutschlands in direkter Nachbarschaft der Stadt Salzburg. Es ging nichts. So musste das Künstler-Trio aus Wien vor der Presse die gerahmte Bergkonserve in Form eines großen Panorama-Fotos herzeigen.
„Wie schallt es von der Höh’: Hollaröhdulliöh – amoi geht’s no!“ – denn das legendäre Rustical „Der Watzmann ruft“ geht noch einmal „in der für alle Beteiligten besten Besetzung“ (Producer und Ambros-Manager Peter Fröstl) auf die allerletzte Tournee. Das kündigten nun Wolfgang Ambros, Joesi Prokopetz und Christoph Fälbl in Berchtesgaden an – stilvoll mit dem mächtigen Berg im Hintergrund, der sich aber hinter einer Cumulus-Bewölkung schicksalhaft vor der Öffentlichkeit verbarg.
Eberhartinger wieder die „Gailtalerin“
Insgesamt sind 24 Abende für den Herbst geplant – all das mit rund zweijähriger „Corona-Verspätung“. Als „Gailtalerin“ ist einmal mehr EAV-Frontman Klaus Eberhartinger mit dabei, der allerdings bei dem Pressetermin wegen einer Erkrankung kurzfristig passen musste. Joesi Prokopetz schwärmte: „Der Klaus ist die beste ‚Gailtalerin‘, die wir je hatten – allein die B-e-i-n-e des Herrn Eberhartinger!“.
Stand Ambros je auf dem echten Watzmann?
Generationen von Fans fragten sich über die Jahrzehnte, ob die Schöpfer dieses Werkes den realen Watzmann jemals besucht bzw. auf dessen Gipfel(n) gestanden sind? Das Hocheck als nördlichster Punkt des langen Gipfelgrates wäre für gut trainierte Wanderer technisch relativ leicht erreichbar. Dass die Wiener zumindest im Tal den Bergfuß auf der Berchtesgadener Seite besucht haben, das ist mittlerweile klar und auch bewiesen.
Hier der echte Watzmann mit seinen Nebengipfeln in unserer exklusiven Foto-Galerie, wie sie nur sehr selten zu sehen sind:
Dramaturgische Änderungen möglich
Nicht ganz einig sind sich Ambros, Prokopetz und Fälbl, was eine Aktualisierung des 50 Jahre alten Stücks betrifft: Während Fälbl und Prokopetz im Brustton der Überzeugung zunächst betonten: „Wir werden nix ändern, nix modernisieren“, klang es wenig später und ein gefühltes Dutzend an „Sagern“ und hin- und herlaufenden Gags doch ein bissl anders. Ambros: „Das wird sich bei den Proben ab Anfang September entwickeln.“ Und eventuelle musikalische Änderungen? „Die kommen aus dem Bauch.“
Fälbl meinte: „Die Realität geht den Menschen ja ohnedies schon schwer auf die Nerven. Wir möchten die Leute zwei Stunden ablenken“. Dauer-Gag-Produzent Prokopetz ergänzte sehr ernsthaft: „Alle schwachmatischen Witzchen zu Corona sind schon gemacht worden. Und über die Ukraine sind keine Witze angebracht.“
Ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel
„Der Watzmann ruft“ wurde genau vor 50 Jahren vom – damaligen – Prokopetz- und Ambros-Freund Manfred O. Tauchen im Grundkonzept geschrieben, und zwar als Slapstick-Bergbauern-Drama bzw. als Parodie auf das volkstümliche Theatergenre sowie als Gegenpol zu den damals herrschenden Lebenskonzepten. Prokopetz lieferte die Liedtexte, die von Ambros vertont wurden. Noch 1972 gab es einer erste Bühnenfassung bei den Wiener Festwochen. Auf Platte erschien das Werk schließlich 1974.
Jahrelange Streitereien mit Manfred Tauchen
Nach heftigen und offensichtlich äußerst nachhaltigen Zerwürfnissen ging Manfred O. Tauchen nach Bayern ins künstlerische Exil. Er spielt eine „Watzmann“-Produktion seit Jahren immer wieder im Münchener Lustspielhaus, Ambros, Prokopetz & Co. sind alle paar Jahre damit auf Tour. Es scheint, die einstigen Freunde trennt ein tiefer Graben.
Auf die Frage nach einem neuen Kontakt kam unisono ein „keinerlei Kontakt“, mit Fälbl-Ergänzung: „Und es gibt auch keinen Grund dafür.“ Und zum Beleg der Tatsache, dass diese Geschichte seit langem „Geschichte“ ist, unterstrich Joesi Prokopetz sehr dezidiert: „Wir und der Herr Tauchen sind charakterlich inkompatibel.“