Long Covid Podcast
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Coronavirus

Podcast über Long-Covid als Mutmacher

Von Atembeschwerden bis wiederholten Erschöpfungszuständen: Long-Covid hat etliche Symptome. Eine 27-jährige Betroffene aus Rußbach am Pass Gschütt (Tennengau) spricht in ihrem Podcast über ihre Erfahrungen mit Long-Covid und will anderen Erkrankten Mut machen.

Lisa Huemer stand vor ihrer Erkrankung mitten im Leben und galt als äußerst zielstrebig und fleißig. Sie war erfolgreich im Job und eine begeisterte Hobbysportlerin: Bergsteigen, laufen und klettern gehörte fix jedes Wochenende zu ihrer Freizeitgestaltung. Bis zu dem Tag, als sie an Corona erkrankte. Gleich zu Beginn der Pandemie ist Lisa Huemer am Virus erkrankt. Erste Impfstoffe standen zu der Zeit ausschließlich vulnerablen Zielgruppen zur Verfügung.

Leben hat sich komplett umgedreht

Die 27-Jährige hatte keine Bedenken und schildert: „Ich hatte überhaupt keine Angst vor Corona als gesunder und sportlicher Mensch.“ Sie habe zu Beginn der Erkrankung keine schweren Symptome gehabt. Skeptisch sei sie erst dann geworden, als es ihr nach einem Monat noch immer nicht besser ging: „Wenn man eine Grippe hat, dann merkt man von Tag zu Tag eine Verbesserung. Das war hier aber nicht der Fall.“

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Lisa Huemer aus Rußbach am Pass Gschütt (Tennengau) spricht in ihrem Podcast über ihre Erfahrungen mit Long-Covid

Körperlicher und psychischer Ausnahmezustand

Schmerzen in den unterschiedlichsten Bereichen im Körper, Atembeschwerden, Erschöpfungszustände und viele weitere Symptome machten Lisa Huemer das Leben schwer. An manchen Tagen war sie so kraftlos, dass sie es ohne Hilfe nicht schaffte, sagt Huemer: „Wenn ich mir zum Beispiel Frühstück gemacht habe, war das so anstrengend, das ich nachher nicht mehr essen konnte. Oder beim Wäscheaufhängen – da brauchte ich drei Anläufe und war danach richtig erschöpft.“

Familiärer Beistand

Wenn Lisa Huemer darüber spricht, rollen ihr immer wieder dicke Tränen über die Wangen: „Es ist so schlimm, wenn man arbeiten möchte, aber man kann nicht, weil man es nicht schafft.“ Ihr Mann Daniel habe sie aus allen Verantwortungsbereichen im Unternehmen abgezogen und sie sehr unterstützt, so Huemer: „Wenn man mich von früher kennt, kann man sich schwer vorstellen, das mich heute wenige Stunden in der Arbeit belasten. Mir hat der Job immer Freude bereitet, aber meine Energie ist extrem schnell verbraucht. Das belastet sehr.“

Auch bei ihren Eltern war sie immer wieder mehrere Tage zu Besuch wenn es ihr psychisch besonders schlecht ging: „Manchmal denkt man, es wird wieder besser. Jetzt geht es bergauf. Und am nächsten Tag kann wieder alles komplett anders sein. Das macht einen mürbe.“

Viele Ärzte aufgesucht

In ihrem Podcast „Fuck you Long Covid“ erzählt die Long-Covid-Patientin von ihren vielen Arztbesuchen und viel Ratlosigkeit. So vieles ist nach wie vor nicht über die Erkrankung bekannt oder erforscht. Ein Reha-Aufenthalt war ihr eine große Hilfe. Dort habe sie hilfreiche Übungen durchgeführt um ihre Lunge wieder zu stärken und an der Ausdauer zu arbeiten. Mittlerweile könne sie auch wieder kleinere Steigungen bewältigen. Das war monatelang überhaupt nicht möglich. Zudem habe sie andere Betroffene kennen gelernt und der Austausch war enorm wichtig: „Es hilft so sehr mit Leuten zu reden, die genau wissen, wovon man spricht. Erkrankte gibt es in jedem Alter. Ich habe einen 17-jährigen kennen gelernt und eine 80-jährige – und allen geht es gleich.“

Austausch mit Betroffenen und Netzwerk bilden

Auf Facebook gibt es eine Gruppe für Betroffene – hier herrscht reger Austausch über Long-Covid-Symptome und auch Ärzte mit denen man gute Erfahrungen gemacht hat werden hier ausgetauscht. Lisa Huemer war es wichtig, selbst eine Stimme für Long-Covid zu werden. In ihrem Podcast „Fuck you Long Covid“ spricht sie offen über ihre körperliche und psychische Verfassung. Über kleine Erfolge und Rückschläge. Ärgert sich über Menschen, die die Erkrankung nicht verstehen und Sätze äußern wie: „Aber Du bist doch jung und eh gesund“.

„Long-Covid ist unsichtbar und wird von vielen nicht ernst genommen“, so Huemer. Die Angehörigen bekommen mit, was da los ist. Wie schlecht es einem geht. Und wie schwierig es ist, dass man mit diesen Wellen oder diesem Auf und Ab umgehen kann. Humer ergänzt: „Mein Podcast richtet sich an Betroffene aber auch an Angehörige. Es ist aber auch für all jene interessant, die sich darunter überhaupt nichts vorstellen können.“ Es sei ein Stück „Aufklärungsarbeit“ und sie ertrage es schwer, wenn sich Menschen über Long-Covid lustig machen, ergänzt Huemer.

Podcast über Long-Covid als Mutmacher

Von Atembeschwerden bis wiederholten Erschöpfungszuständen: Long-Covid hat etliche Symptome. Eine 27-jährige Betroffene aus Rußbach am Pass Gschütt (Tennengau) spricht in ihrem Podcast über ihre Erfahrungen mit Long-Covid und will anderen Erkrankten Mut machen.