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Politik

Gynäkologinnen: „Gesundheitssystem wurde kaputtgespart“

Die frauenärztliche Versorgung steckt in Salzburg weiter in der Krise. Expertinnen kritisieren, das Gesundheitssystem sei schon seit Jahren von der Politik kaputtgespart worden. Krisen wie bei CoV-Lockdowns und der Personalmangel würden dann das Fass zum Überlaufen bringen.

Für akute und schwere Fälle sei zwar weiterhin voll gesorgt, wird von Fachleuten und Gesundheitsbehörden betont. Planbare und nicht akute Operationen müssen aber weiterhin verschoben werden. Und nicht nur der Personalmangel sei eine der Ursachen.

Viele Anfragen aus Innergebirg in der Stadt

Zuletzt gerieten die Krankenhäuser Tamsweg und Schwarzach in die Diskussion bzw. Kritik. Laut Experten gibt es noch weitere, vielfältige Gründe für die Krise des Fachbereiches. Zum Beispiel im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in der Landeshauptstadt müssen an der gynäkologischen Abteilung seit der Personalkrise in Schwarzach mehr Patientinnen aufgenommen werden.

Die Anfragen kämen einerseits direkt aus Schwarzach vom Spital, sagt der ärztliche Direktor Friedrich Hoppichler: „Andererseits schicken uns niedergelassene Ärzte aus dieser Region. Es kommen auch Patientinnen von selbst zu uns. Wir haben einen beachtlichen Anstieg von komplexen, schweren Tumor-Operationen, die unsere Gynäkologen durchführen.“

Heftige Kritik der Fachfrau Schulz-Greinwald

Termine für nicht akute Operationen müssen auch weiterhin oft verschoben werden. Diese Situation kennt man auch schon aus den Lockdown-Zeiten. Die Ursache sei, dass das Gesundheitssystem insgesamt seit Jahren von Politik und Wirtschaft krankgespart werde, sagen Expertinnen.

Kritische Situationen brächten dann das Fass zum Überlaufen, betont die Gynäkologin und Fachgruppen-Obfrau Gunda Schulz-Greinwald: „Alle Abteilungen arbeiten am Limit. Und wenn dann irgendein Problem dazukommt, dann kippt das System, und die Versorgung ist nicht mehr gewährleistet. Dann bauen sich solche Zeitenverschiebungen auf.“

Die Akutversorgung sei in jedem Fall gesichert, aber darüber hinaus werde es aber schwierig, so die Frauenärztin: „Momentan planbare Operationen brauchen Vorlaufzeiten, bis die Patientinnen ihre Termine bekommen. Bei gutartigen Erkrankungen kann das drei bis vier Monate dauern.“

Vize-Regierungschef vermisst fachlichen Nachwuchs

Die niedrige Geburtenrate nennt der zuständige Gesundheitsreferent und Vize-Regierungschef Christian Stöckl (ÖVP) als weitere Ursache für die prekäre Lage: „Bei der Ausbildung hätte man früher beginnen müssen – im medizinischen und pflegerischen Bereich. Man bräuchte mehr Attraktionen, damit mehr Menschen diese Ausbildungen angehen.“

Bis die neuen Fachkräfte ausgebildet sind, wird es noch länger dauern.