Soziales

Hilferuf der Jugendhilfe: Personalmangel

Sowohl in der ambulanten als auch der dauerhaften Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Wohngruppen spitzt sich der Personalmangel drastisch zu. Darauf machten am Dienstag in Salzburg die Betriebsräte privater Kinder- und Jugendhilfsorganisationen aufmerksam, denn ohne bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne, seien keine Betreuer mehr zu bekommen.

Nur ein Teil der Sozialarbeiter, die in der Kinder- und Jugendhilfe tätig sind, konnte am Dienstag bei der Versammlung in der Arbeiterkammer auch persönlich anwesend sein, so groß ist der Personalmangel bereits. Auch ein erster Hilferuf der Trägervereine im vergangenen Herbst ist ungehört geblieben. Mittlerweile sind jedoch in fast jedem Haus der Vereine „Rettet das Kind“, „Pro Juventute“, „Koko“ oder „Jugend am Werk“ im Schnitt eineinhalb Arbeitsplätze frei und es gebe kaum Bewerbungen für die offenen Stellen. Viele Berufsanwärter verlassen das Feld auch schnell wieder, weil sie woanders besser verdienen, sagt die Betriebsratsvorsitzende von „Rettet das Kind Salzburg“ Edith Hanel.

Differenz von monatlich bis zu 700 Euro Bruttolohn

„Zu einem Landesschema sind es 700 Euro brutto der Unterschied – zu einer Beratungsstelle 400 Euro. Das heißt wenn jemand die Fachhochschule Soziale Arbeit verlässt, verdient diese Person um 700 Euro brutto weniger, wenn sie in unseren sehr fordernden Bereich geht, als wenn sie als Sozialarbeiter zum Beispiel beim Land tätig werden würde“, sagt Hanel.

Die große Verantwortung und Arbeitsbelastung sei durch die Pandemie auch noch gewachsen, ergänzt Sozialarbeiterin Christine Schnöll vom Kinder- und Jugendwohnhaus „AigenArt“. „Ich habe 24-Stunden-Dienste. Fünf Stunden werden nicht bezahlt, weil ich da schlafe. Ich darf aber das Haus nicht verlassen. Es sind acht Kinder die hier bei uns wohnen, wir sind acht Betreuer und es geht um die Hausübungsbetreuung oder Begleitung zu Arztterminen – bunt gemischt. Mit Corona war natürlich Homeschooling, das heißt wir haben die Schule übernommen“, sagt Schnöll.

„Jugendliche haben die Arbeitsplätze verloren, haben Ängste gehabt – Das haben wir übernehmen müssen. Es war natürlich für die Jugendlichen schwierig, weil sie nicht mehr so oft zu Mamma und Papa konnten und auch da haben wir noch mehr Verantwortung übernehmen müssen und man kann sagen, es wird immer fordernder für uns Kollegen. Deshalb brauchen wir auch gute Rahmenbedingungen um den Kindern helfen zu können“, sagt Sozialarbeiter Thomas Buttinger vom Kinder- und Jugendwohnhaus „AigenArt“.

Sozialreferent wehrt sich gegen Vorwürfe

Das Land, das für die Kinder und Jugendhilfe zuständig ist, diese aber an private Träger ausgelagert hat, steht nun in der Pflicht, heißt es von den Arbeitnehmern. Untätigkeit wolle er sich aber nicht vorwerfen lassen, sagt Sozialreferent und LH-Stellvertreter Heinrich Schellhorn (Grüne). „Wir haben heuer schon für das Personal in der Kinder- und Jugendhilfe die 37-Stunden Woche finanziert. Wir haben gemeinsam mit den Geschäftsführern der Trägerorganisationen auch weitere Maßnahmen beschlossen, etwa mehr Stunden für Supervision oder auch beim Nachtdienst“, sagt Schellhorn.

Nächstes Jahr stellt das Land für zusätzliche Supervision, aber auch für höhere Mieten, rund 1,8 Millionen Euro in Aussicht. Für höhere Gehälter sollen bei den kommenden Budgetverhandlungen zudem mehr als zwei Millionen Euro zusätzlich reserviert werden. „Wir sind ja nicht der Dienstgeber, sondern wir finanzieren über die Tagsätze die Träger. Ausbezahlen müssen es die Träger. Wir geben ihnen mit einer Erhöhung der Tagsätze die Gelegenheit das zu tun. Das erwarte ich mir dann auch, dass eine Erhöhung finanziert wird. Insgesamt geht es um 2,3 Millionen Euro und das sind schon 200 bis 300 Euro netto mehr pro Mitarbeiterin und Mitarbeiter“, ergänzt Schellhorn. Er zeigt sich zuversichtlich, dass dieses Geld bei den Verhandlungen im September im Budget fixiert werden kann. Bis dahin wollen die Sozialarbeiter auch mit Unterstützung der Arbeiterkammer weiter Druck aufbauen.

Kinder- und Jugendhilfe kämpft um mehr Personal