Landesgericht Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
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Gericht

Arbeit in Betrugscallcenter: 18 Monate Haft

Am Salzburger Landesgericht ist am Dienstag ein 33-Jähriger zu 18 Monaten unbedingter Haft verurteilt worden, weil er als Telefonist in einem Callcenter für einen millionenschweren Kryptowährungs-Betrug gearbeitet hat.

Der 33-Jährige war wegen gewerbsmäßigen schweren Betrugs angeklagt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Kosovare soll Teil einer internationalen Bande gewesen sein, die mit fiktivem Kryptowährungs-Handel 39 Personen um insgesamt 1,2 Millionen Euro gebracht haben soll. Dabei soll der 33-Jährige als Callcenter-Telefonist die Betrugsopfer angerufen haben.

Opfer angerufen und zu Einzahlungen ermutigt

Bei dem Prozess am Dienstag zeigte sich der 33-Jährige geständig zu den Vorwürfen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Er soll zwischen April 2017 und Februar 2018 als Broker die Opfer angerufen haben und sie zu Einzahlungen auf die mittlerweile abgeschaltete Handelsplattform „Option888“ ermutigt haben. Diese Plattform warb mit Versprechungen wie „so werde ich in einer Woche zum Millionär“.

Der Trick dabei war: Der Anleger zahlte anfangs einen kleinen Betrag ein, zum Beispiel 250 Euro. Am zweiten Tag hatte er schon ein Guthaben von 1.200 Euro, am fünften Tag 100.000 Euro und nach einer Woche über eine Million Euro. Wollte sich der Kunde das Geld aber auszahlen lassen, wurde er „verbrannt“, wobei durch eine spezielle Manipulationssoftware die Kurse in den Keller fielen und damit das Geld weg war. Tatsächlich landeten die eingezahlten Beträge über Scheinfirmen auf den Konten der Chefs dieser europaweit vernetzten Bande, die in mehreren Ländern Callcenters betrieb und für einen Schaden von weltweit 250 Millionen Euro verantwortlich gemacht wird.

Gehalt von monatlich 1.000 Euro in Callcenter

Der bisher unbescholtene Kosovare nahm die Arbeit im Callcenter aus finanziellen Gründen an, um Schulden zu begleichen. Das Grundgehalt sei mit 1.000 Euro netto doppelt so hoch gewesen wie in herkömmlichen Callcentern und man habe noch Bonuszahlungen bekommen.

Auf Grund seiner guten Deutschkentnisse sei er auf den sogenannten „German Desk“ eingeteilt worden, von wo aus die Betrugsopfer in Deutschland, der Schweiz und in Österreich angerufen wurden, sagte sein Verteidiger. Sein Mandant sei nur eine kleine Nummer in dem Online-Betrugssystem gewesen. Er habe weder mit der kriminellen Ideen noch mit der manipulierten Software oder der Organisation etwas zu tun gehabt.

Verfahren in Deutschland und der Schweiz drohen

Allerdings blüht dem 33-Jährigen auch in Deutschland ein Gerichtsverfahren, weil er als „Agent“ des Callcenters auch dort Anleger um 790.000 Euro gebracht haben soll. Zudem wurden Opfer in der Schweiz geschädigt.

Weitere Prozesse noch anhängig

Gegen einige Mitglieder der Bande, darunter ein männliches Führungsmitglied, das bereits vier Jahre Gefängnis erhalten hatte, sind Gerichtsverfahren anhängig oder schon abgeschlossen. Am Landesgericht Salzburg wurde von der WKStA noch eine Anklage gegen drei Personen eingebracht, die offenbar leitende Funktionen beim Betrieb dieser Callcenter hatten. Ein Prozesstermin gegen zwei Männer aus Israel im Alter von 42 und 45 Jahren und gegen eine 39-jährige Bulgarin ist noch nicht bekannt