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Politik

Windkraft-Lobby will bis 200 Turbinen in Salzburg

Die Pläne der Salzburger Landesregierung, bis ins Jahr 2030 zumindest 25 Windräder im Bundesland zu errichten, gehen der IG Windkraft zu wenig weit. Die Lobby dieser Industrie fordert bis zu hundert Turbinen landesweit – sogar 200 seien möglich. Der Alpenverein kritisiert diese Pläne vehement.

Das Land sei zwar auf einem guten Weg, der Interessensverband fordert aber eine viel höhere Zahl an Flächen und Windrädern und schnellere Genehmigungsverfahren. Anders werde die vom Land angestrebte Klimaneutralität bis 2050 nicht erreichbar sein, sagen die Lobbyisten.

„Bis 2030 könnten in Salzburg hundert Windräder stehen“, betont Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Diese könnten mit einer Produktion von 1,5 TWh Strom etwa zwei Drittel der Energiemenge des Salzburgers Gasbedarfs abdecken. Ende 2021 hat das Land Salzburg im neuen Landesentwicklungsprogramm – der Entwurf befindet sich gerade in Begutachtung – elf Vorrangzonen definiert, wo Windparks entstehen sollen.

Fans sehen Möglichkeiten für 200 Windturbinen

„Die ausgewiesenen Zonen reichen aber bei weitem nicht aus. Langfristig gesehen orten wir noch mehr Potenzial“, sagt Moidl. Mit der heutigen Technologie und den bestehenden Windressourcen seien in Salzburg sogar 200 Windräder möglich. In Salzburg müssten bis 2030 in Summe 9 TWh an Energie aus Quellen wie Erdgas, Erdöl, Kohle oder Atomstrom ersetzt werden, wie es der „Masterplan Klima+Energie 2030“ des Landes vorsehe. Die bis dahin 25 versprochenen Windräder würden davon nur 250 GWh abdecken: „Salzburg muss seine Anstrengungen deutlich steigern.“

Für die hundert Windräder bräuchte es 20 Windparks, betont auch Paula Resch, Rechtsexpertin der IG Windkraft. „Wir haben aber nur elf dafür vorgesehene Flächen“.

Alpenverein warnt vor irreversiblen Schäden

Der Dachverband des Österreichischen Alpenvereins warnt davor, den Ausbau „vorschnell und unkontrolliert voranzutreiben“ – auch diese Form der erneuerbaren Energie verursache irreversiblen Schäden für Natur und Menschen, die in ihr leben. Verwiesen wird auch auf massenhaft durch Windturbinen getötete Vögel vieler Arten und andere Lebewesen, die durch die Anlagen umkommen oder geschädigt würden. Dazu komme die relativ kurze Lebensdauer von Anlagen und ein massives Sondermüllproblem in der Nachsorge.

Der Alpenverein bekenne sich dennoch zur Errichtung von Anlagen, sagt die Salzburgerin Nicole Slupetzky, Vizepräsidentin im Dachverband des ÖAV. Der Verein habe sich auch in der Vergangenheit proaktiv in Planungsprozesse zur Ausweisung von Windkraftzonen eingebracht: „Wir mahmen aber ein, bei der Standortauswahl der Naturschutz ebenfalls mitgedacht werden muss. In den sensiblen Ökosystemen des Berglandes ist es nämlich besonders wichtig, genauer hinzusehen und jeden Standort einzeln zu bewerten. Sich kritisch gegen einzelne Standorte zu äußern, heiße aber nicht, dass die Windkraft vom Alpenverein allgemein abgelehnt wird.“

ÖAV mit drei von elf Standorten einverstanden

Der Alpenverein hat laut Slupetzy die elf vorgeschlagenen Standorte in Salzburg auf Basis der bisherigen Informationen geprüft. Drei davon seien geeignet: „Diese drei Standorte reichen aus, um mehr als die Ausbauziele für die Windkraft zu erreichen, die die Politik bis zum Jahr 2030 für das Land Salzburg fixiert hat“, betont ÖAV-Vizepräsidentin Nicole Slupetzky.

Auch Kritik der Landesumweltanwältin

Gishild Schaufler von der Salzburger Landesumweltanwaltschaft (LUA) hatte zuletzt kritisiert, bei der Auswahl der Vorrangzonen nicht eingebunden gewesen zu sein. Zudem habe es zu den präsentierten Zonen keine Erhebungen von geschützten Arten gegeben, weshalb die Anforderungen an eine strategische Umweltprüfung (SUP) nicht erfüllt seien.