Jugend psychische Probleme
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Gesundheit

Zu wenig Psychotherapieplätze für Kinder

Österreichweit leiden eine Million Kinder unter psychischen Problemen. Während der CoV-Pandemie haben psychosomatische Erkrankungen stark zugenommen. Therapieplätze sind derzeit allerdings kaum verfügbar.

Die Zahl der Kinder die an psychischen Problemen leiden hat sich während der Pandemie verfünffacht. Schlafstörungen, Ängste oder neurotische Zwänge sind häufige Symptome. Ebenfalls als Folge der Pandemie sind derzeit allerdings kaum Therapieplätze verfügbar. Ess- und Zwangsstörungen haben sich bei Kindern und Jugendlichen seit dem Pandemiebeginn verdoppelt.

Akutstation ausgebucht

In der psychosomatischen Abteilung der Kinderklinik Salzburg ist sogar die Akutstation mit 160 Betten auf 6 Monate ausgebucht. Nur noch bei Lebensgefahr bekommen junge Menschen einen Klinikplatz. Das Gefühl des Kontrollverlusts während der Pandemie bedingt laut Experten gerade diese Form der psychischen Störungen.

„Jugendliche hatten keine Selbstbestimmung“

Die Salzburger Gesundheitspsychologin Michaela Lindner sagt, einen Grund in der Zunahme der Probleme bei Kindern und Jugendlichen liege darin, dass diese nichts mehr selbst bestimmen konnten: „Es wurden von außen Rahmenbedingungen und Regeln festgelegt, die nicht ihrer Natur oder ihrem Entwicklungsschritt entsprochen haben.“

Zur Bewältigung der psychosozialen Folgen der Covid-19 Krise bei Jugendlichen stellt die Bundesregierung 13 Millionen Euro für kostenlose klinisch-psychologische, gesundheitspsychologische sowie psychotherapeutische Beratungen und Behandlungen zur Verfügung. Wer sich auf der Webseite „Gesund aus der Krise“ anmeldet, wird für eine kostenfreie Behandlung im Ausmaß von 15 Stunden vorgemerkt.

Zu wenig Psychotherapieplätze für Kinder

Österreichweit leiden eine Million Kinder unter psychischen Problemen. Während der CoV-Pandemie haben psychosomatische Erkrankungen stark zugenommen. Therapieplätze sind derzeit allerdings kaum verfügbar.

„Kommunikation wichtiger denn je“

Der Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder und Jugendpsychiatrie Leonhard Thun-Hohenstein rät Eltern von betroffenen Kindern zu Hause Rituale einzuführen. Wenn es denn Kindern schlecht geht, sie es aber nicht kommunizieren wollen, könne man etwa ein Kartensystem einführen: Rot steht für „es geht mir ganz schlecht“, blau heißt „mir geht es schlecht“ und die grüne Karte bedeutet „es geht mir gut“. Damit kann die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern aufrecht erhalten bleiben.

Eltern sollten bei ihren Kindern auch nachfragen, was sie tun sollen, wenn es dem Kind schlecht geht. „Soll man es in Ruhe lassen oder in den Arm nehmen – ganz einfache Dinge, wo Kinder und Jugendliche merken, der Erwachsene ist interessiert und will mir helfen“, so Thun-Hohenstein.