Teodor Currentzis beim Dirigieren im März 2019 in Paris
AFP/Stephane de Sakutin
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Kultur

Festspiele halten an Currentzis-Auftritt fest

Die Salzburger Festspielen halten am geplanten Auftritt des griechisch-russischen Dirigenten Teodor Currentzis fest. Im Interview mit dem „Standard“ (Samstagsausgabe) stellt Intendant Markus Hinterhäuser nun klar: „Wir arbeiten nicht an Alternativen.“

Die Debatte, wie man mit potenziell staatsnahen Künstlern aus Russland im Westen umgeht, hatte sich zuletzt Currentzis entzündet. Markus Hinterhäuser als Intendant der Salzburger Festspiele hielt sich bis zuletzt noch offen, ob der 50-jährige Currentzis im Sommer auftreten kann oder nicht. Nun ist klar, er tritt auf.

Currentzis sei anders als Valery Gergiev oder Anna Netrebko nie durch Putin-Nähe aufgefallen, im Gegenteil, so Hinterhäuser: „Currentzis hat nie auch nur im Ansatz für Putin Partei ergriffen.“ Insofern sehe er es auch nicht als Hinderungsgrund für ein Engagement in Salzburg, dass die auf der westlichen Sanktionsliste stehende russische VTB-Bank Hauptsponsor des Currentzis-Orchesters MusicAeterna ist.

Kritik des Intendanten an Doppelmoral von Medien

„Erklären Sie mir mal, wie man in Russland ein Orchester ohne staatliche beziehungsweise teilstaatliche Unterstützung gründen und finanzieren will? Jahrelang hatte niemand Probleme mit diversen Verbindungen nach Russland. Jetzt tut man so, als hätte man alles wissen können und wissen müssen“, so der Festspielchef: „Currentzis’ Musiker sind nicht Mitglieder eines staatlichen Orchesters. Diese Sicherheit haben sie nicht.“

Eine differenzierte Betrachtung sei selbstredend notwendig und erlaubt. „Aber was wir im Moment erleben, ist eine Kampagne, die mit journalistischer Ethik überhaupt nichts mehr zu tun hat“, sprang Hinterhäuser für Currentzis in die Bresche – mit heftiger Kritik an verschiedenen Journalisten und moralisierenden Medien, die sich auf den Künstler eingeschossen haben.

Wiener Konzerthaus sagte Benefizkonzert ab

Andere Veranstalter sagten Konzerte mit Currentzis ab – zuletzt hatte das Wiener Konzerthaus ein mit Currentzis geplantes Benefizkonzert für die Ukraine abgesagt. Grund war eine Intervention des ukrainischen Botschafters, der darum gebeten hatte, bei Konzerten zugunsten der Ukraine von der Involvierung russischer Künstler abzusehen.