Die meisten Arbeitsunfälle passieren weiterhin – wie schon immer – auf dem Bau. Drei Arbeiter sind 2021 auf Baustellen in Salzburg tödlich verunglückt. Die Unfallrate im Salzburger Baugewerbe sei ohnehin extrem hoch, sagen Experten.
Bundesweit verunglückten von tausend Arbeitern im langjährigen Schnitt 57. Für Salzburg fällt diese Zahl deutlich höher aus: 82.
Immer härtere Jobs
Kurt Neckermann von der Gewerkschaft Bau-Holz in Salzburg sagt, der Arbeitsdruck sei in den letzten Jahren immer größer geworden: „Früher bestand eine Arbeitspartie aus acht Mann. Heute müssen das fünf oder noch weniger machen.“
Josef Krenn ist Betriebsratschef beim Baukonzern Porr: „Die meisten Unfälle sind Folgen von Schlampigkeiten. Aufgeräumte Baustellen wären eine sehr wichtige Angelegenheit. Durch den Stress bleibt oft die Sauberkeit auf der Strecke. Dann gibt es Stolpern, Quetschungen.“
Acht-Stunden-Tag immer seltener
Viele Verletzungen kommen von Stürzen und Abstürzen. Übermüdung dürfte oft eine Ursache sein. Zwei Drittel der Unfälle geschehen nach der achten Arbeitsstunde gegen Abend, sagt Betriebsratschef Krenn: „Die Fristen und Bauzeiten werden immer kürzer. Deshalb müssen oft bis zu zwölf Stunden täglich gearbeitet werden. Der Achtstunden-Tag wird immer seltener.“
Arbeitsklima leidet durch Druck
Die Gewerkschaft fordert, dass die gesetzlich festgelegten Arbeitszeiten künftig wieder strenger kontrolliert werden. Positiv sei, dass sich in den vergangenen 30 Jahren die Zahl der Arbeitsunfälle in Salzburg halbiert habe. Arbeitsbelastung und Zeitdruck ermittelt die Arbeiterkammer (AK) auch in ihrem Arbeitsklimaindex.
Der zeige verheerende Ergebnisse, sagt der AK-Arbeitssoziologe Bernd Wimmer: „25 Prozent der Beschäftigten geben an, dass sie bei belastendem Arbeitsdruck arbeiten müssen.“
ÖGK fordert Erweiterung des Kranken-Registers
Die Arbeiterkammer fordert zudem, dass auch Long-Covid als Berufskrankheit für alle Branchen anerkannt wird. Derzeit ist das laut Wimmer nur in wenigen Sparten der Fall. Die Aufnahme dieser Krankheit in das Register brächte den Opfern finanzielle Absicherung. Dafür setzt sich auch die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) ein.
Deren Obmann Andreas Huss fordert, dass die Liste der Berufskrankheiten in Österreich generell überarbeitet werden sollte. Es sind 70 Krankheiten anerkannt. In Deutschland sind es mehr als 300.