Russische Fahne bei einem zerstörten Haus in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol, die von russischen Truppen überfallen wurde. Das Foto entstand in einer vom russischen Militär organisierten Presse-Tour. (12.4.2022)
ALEXANDER NEMENOV / AFP / picturedesk.com
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Wissenschaft

Historiker-Tagung: War Ukraine-Krieg vorhersehbar?

Der Ukraine-Krieg ist auch Thema bei der größten Tagung österreichischer Zeithistoriker. Diese läuft gerade in der Stadt Salzburg. Hätte der Krieg vorhergesehen werden können? Das ist nur eine der Fragen, auf die man aktuelle Antworten sucht.

Margit Reiter ist Professorin für Zeitgeschichte an der Uni Salzburg. Für sie ist der Krieg durchaus nachvollziehbar: „Wenn man ein bisschen mit der Geschichte dieser Region beschäftigt, und wenn man weiß, was da im Zweiten Weltkrieg geschehen ist, dann sieht man, wie ungelöst viele Konflikte da noch sind. Dadurch ist die Entwicklung in gewisser Weise auch nachvollziehbar.“

Haben Politiker zu wenig Geschichtswissen?

Für Zeitgeschichtler geht es auch darum, die Komplexität von aktuellen Ereignissen nachvollziehbar zu machen – und damit auch der Politik mehr Orientierung zu geben, wie Salzburgs Ex-Landeshauptmann Franz Schausberger betont, der auch habilitierter Historiker ist: „Es wäre wichtig, in der Politik wieder mehr Geschichtsbewusstsein und Geschichtswissen zu haben.“

Putins „Verwandtschaft“ zu Milosevic

Auch Schausberger ist Professor für Zeitgeschichte. Für ihn ist es wichtig, die handelnden Personen zu kennen – und zu erkennen: „Wenn man sieht, wie früher Machtbesessene ihre Kriege begonnen und geführt haben, dann kann man aktuell früher einschätzen, ob das aktuell wieder der Fall ist. Ich vergleiche zum Beispiel das Tun des Herrn Putin mit dem, was Milosevic in den 1990er-Jahren bei den Balkankriegen aufgeführt hat. Wenn man sich das genau anschaut, dann hätte man schon erkennen können, wo das hinführt.“

Klischees und Schlagwörter

Das oft zitierte Schlagwort vom „Lernen aus der Geschichte“, das sei wirklich nur ein Schlagwort, betonen die Historiker. Es werde immer wieder von der historischen und aktuellen Realität überholt bzw. außer Kraft gesetzt.