Betonmischer
ORF.at/Carina Kainz
ORF.at/Carina Kainz
Umwelt&Klima

Recyclingbeton als CO2-Speicher erforscht

Die Produktion von Beton setzt weltweit mehr klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) frei als der internationale Flugverkehr. Daher reichern Salzburger und Schweizer Forscher in Golling (Tennengau) jetzt Recyclingbeton mit dem Treibhausgas an und bauen damit eine Wohnanlage.

Der Baustoff ist weltweit für sieben Prozent der Kohlendoxidemissionen verantwortlich, deutlich mehr als der internationale Flugverkehr. Das Verfahren, das Treibhausgas in Beton zu binden, ist in der Schweiz bereits etabliert und dort Teil öffentlicher Ausschreibungen, sagt Salzburg-Wohnbau-Manager Roland Wernik.

Granulat aus altem Beton bindet Kohlendioxid

Abbruchbeton wird zunächst zu Granulat zerkleinert und anschließend mit CO2 versetzt, erklärt Recycling-Unternehmer Christian Ehrensberger. „Der Beton bindet das Kohlendioxid in den feinen Poren seiner Substanzoberfläche. Das veredelte Betongranulat wird der Produktionskette für frischen Beton zugeführt und ersetzt dort Sand und Kies.“

Das bedeute in der Klimabilanz von Frischbeton zehn Prozent weniger CO2-Ausstoß, ergänzt Wernik. Das Forschungsprojekt läuft in Werfen-Tenneck (Pongau) in Zusammenarbeit mit der Salzburg Wohnbau, den Firmen Deisl-Beton in Hallein (Tennengau), dem Kies- und Recyclingwerk Ehrensberger in Tenneck sowie der Bautechnischen Versuchs- und Forschungsanstalt Salzburg (bvfs) und einem Schweizer Unternehmen.

Fotostrecke mit 2 Bildern

CO2 in Recyclingbeton Forschungsprojekt
Neumayr/Christian Leopold
Recyclingbeton-Granulathaufen für Forschungsprojekt in Werfen-Tenneck
Johannes Tiefenthaler und Roland Wernik
Neumayr/Christian Leopold
Geschäftsführer Johannes Tiefenthaler und Roland Wernik mit Abbruchbeton vor Co2-Flüssiggastank

Zehn Kilo CO2 pro Kubikmeter Beton gebunden

Derzeit können so pro Kubikmeter Beton zehn Kilogramm C02 gebunden werden, diese Menge soll nun vervielfacht werden. Auch in Gestein oder Humus soll sich so künftig Kohlendioxid binden lassen. In Tenneck sollen künftig täglich bis 120 Tonnen Recyclingbeton mit CO2 angereichert werden. Das dafür benötigte Kohlendioxid wird aus einer Bioethanolanlage in Tulln (Niederösterreich) angeliefert und zum Transport verflüssigt.

„Wir rechnen damit, 6.000 bis 8.000 Tonnen CO2 binden zu können. Das macht das Ganze auch interessant für den Handel von CO2-Zertifikaten und zeigt, dass negative Emissionen nicht nur Kosten, sondern sogar einen wirtschaftlichen Erfolg bringen können“, so Wernik.

Klimaschutz als lukratives Geschäftsmodell

„Klimaschutz muss ein Geschäftszweig sein, wo mit generiertem Klimanutzen Geld verdient wird“, sagt der Geschäftsführer der Neustark AG mit Sitz in Bern (Schweiz). Auch für Schulen in Anif und Wals-Siezenheim (beide Flachgau) ist bereits Recyclingbeton verwendet worden.

Der nun mit Kohlendioxid versetzte Baustoff wird jetzt erstmals in einer Wohnanlage in Golling verwendet. Ziel der salzburgisch-schweizerischen Forschungen ist es nun, das Verfahren auch hierzulande bei öffentlichen Bauaufträgen einzusetzen.