Visualisierung des neuen Hochleistungsbahntunnels in Köstendorf
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Verkehr

Flachgau: ÖBB verlagern Tunnelaushub auf Schiene

Die Konflikte um den Bau des Hochleistungsbahntunnels im Flachgau sollen schrittweise in Gesprächsrunden zwischen Anrainern und ÖBB gelöst werden. Mittwochabend haben die Bundesbahnen erste Zugeständnisse gemacht und wollen den Tunnelaushub nicht mehr in Köstendorf (Flachgau) deponieren, sondern per Bahn zu Deponien bringen.

Zweieinhalb Millionen Kubikmeter Aushub des neuen Bahntunnels sollen nun nicht mehr, wie bisher geplant, neben dem Tunnelportal in Köstendorf-Karlsreith abgelagert, sondern werden per Bahn zu anderen Deponien abtransportiert werden. Diese Forderung der Anrainer wollen die ÖBB erfüllen – das haben sie am Mittwoch bei einem ersten Dialogforum mit Bürgermeistern und Anrainervertreten betont.

Umweltschützer haben ja zuvor auf den geplanten Deponieflächen der Baustelle besonders geschützte Insekten, wie den Schwarzen Grubenlaufkäfer, entdeckt. Zudem haben Anrainer mit massivem Widerstand gegen Gesteinsdeponien gedroht. „Die Planungen werden dahingehend angepasst, dass Eingriffe im Sinne der Anrainer vermindert und Eingriffe in den Lebensraum geschützter Tiere weitgehend vermieden werden", sagt ÖBB-Projektleiter Christian Höss.

Besseren Lärmschutz zugesagt

Auch in einigen anderen Streitpunkten seien die Bundesbahnen auf Forderungen von Bürgerinitiativen und Gemeinden eingegangen, sagt der Köstendorfer Bürgermeister Wolfgang Wagner (ÖVP): So soll es auch schon während der Bauphase einen umfangreichen Lärmschutz geben. Zudem sei von den ÖBB zugesagt worden, dass auch bei der Tunnelbohrung mehr Rücksicht auf das Grundwasser genommen werde.

Sozialdemokraten sehen dennoch Nachteile für Anrainer

Für die Köstendorfer SPÖ sind diese Zusagen aber ein Fehler: Denn Güterzüge mit Tunnelaushub sollen vor allem an den Tagesrandzeiten oder in der Nacht fahren – und das belaste Anrainer in Köstendorf aber auch entlang der gesamten Westbahnstrecke. Vier bis sechs volle Züge seien da jeweils zu erwarten, zudem entstehe vor der Tunnelportal-Baustelle ein Verladebahnhof mit sieben Gleisen und entsprechendem Lärm beim Rangieren und Laden, kritisiert SPÖ-Gemeinderat Bernhard Weiß. Er fordert, dass das Projekt mit einer Aushub-Deponie vor Ort ausgeführt werden soll.

Diskussionen in Köstendorf sind also weiter zu erwarten. ÖBB und Anrainervertreter wollen Themen wie Lärm oder Grundwasser nun jedenfalls Schritt für Schritt durchgehen. Die nächste Gesprächsrunde ist Ende Juni geplant. Die ÖBB wollen Anfang 2024 alle Unterlagen für die Genehmigung einreichen. Die Inbetriebnahme des Hochleistungs-Bahntunnels ist 2040 geplant.