Der Saalfeldener Kletterer und Extrembergsteiger Bernd Tritscher wanderte kürzlich auf den Kienalkopf über dem Saalfeldener Stadteil Bachwinkl, um die Lage für erste Felsklettereien im Frühling zu erkunden. Der ehrenamtliche Bezirksleiter der Bergrettung im Pinzgau war ziemlich überrascht, als er die rötliche Abbruchfläche in der Westwand des Persailhorns sah. Immerhin hatte er genau dort oben vor ein paar Jahren eine schwierige Kletterroute erstbegangen und für die Sportwelt erschlossen. Zwei weitere sind nun auch zerstört, erzählte Tritscher am Freitag dem ORF:
Getroffen hat es klassische Felsklettereien, die mit Bohrhaken abgesichert sind. Der beim Massenpublikm sehr beliebte Klettersteig mit Stahlleitern durch die Südwand des Persailhorns ist weiterhin intakt.
„Da schaust du natürlich schon, wenn man einen Berg wie das Persailhorn seit Jahrzehnten so gut kennt wie ich: Wenn plötzlich ein ganzer Wandteil weg ist, wo man im letzten Jahr noch selbst geklettert ist. In meinen Augen dürften schon auch die starken Temperaturschwankungen eine Ursache sein – mittlerweile auch im Winter. Wir hatten heuer mitunter Starkregen bis weit hinauf oberhalb von 2.000 Meter Seehöhe. Und am Tag danach gab es gleich wieder starken Frost.“
„Mit Restrisiko müssen wir leben“
Eis hat deutlich mehr Volumen als Wasser und entfaltet in Spalten seine Sprengwirkung. Tritscher spricht von Restrisiko, gegen das im Bergsport kein Kraut gewachsen sei: „Damit müssen wir leben und froh sein, wenn wir nie in solche Felsstürze geraten.“
Nicht so gefährlich wie Bischofsmütze
Der zuständige Wissenschafter der Behörden liest am neuen Erscheinungsbild der Wand klare Ursachen ab. Hier sei Wasser in senkrechte, bei der Gebirgsbildung natürlich gewachsene Felsklüfte eingedrungen und habe durch hydrostatischen Druck oder Ausdehnung durch Frost die riesigen Felsplatten abgesprengt, sagt der Salzburger Landesgeologe Gerald Valentin:
„Mit dem Klimawandel oder dem Auftauen von Permafrostboden hat dieser Felssturz nichts zu tun. Da sind wir weit unterhalb der Permafrostzone. Auch die langfristige Stabilität des Persailhorns ist nicht in Gefahr. Es ist hier eine lokale Erscheinung, die zu den natürlichen Ereignissen zählt. Mit diesen werden wir auch in Zukunft leben müssen. Die Berge sind seit Jahrmillionen auch im Abbau begriffen.“
Geologe: „Kein Zusammenhang mit Klimawandel“
Valentin sieht auf dem Persailhorn keine Ähnlichkeiten mit den gigantischen Felsstürzen auf der Bischofsmütze viel weiter östlich im Gosaukamm, wo Teile des Massivs weiter als labil, unberechenbar und gefährlich gelten.

Bergretter Tritscher (im Bild) schildert seine Eindrücke im Detail:

Salzburgs Landesgeologe mit Einschätzung des Persailhorns aus wissenschaftlicher Sicht:
Keine Wegsperren geplant
Unabhängig vom seinem Hausberg beobachtet der Saalfeldener Tritscher in den letzten Jahren generell zunehmenden Steinschlag in den Kalkhochalpen. Auch kleinere Steine können tödlich sein, deshalb sollten Bergsportler konsequent ihre Schutzhelme tragen, rät der Bezirkschef der Bergrettung im Pinzgau – auch bei Wanderungen, wenn potenzielle Gefahrenzonen gequert werden.
Auf der Westseite des Persailhorns führt unter den Felswänden ein Steig von der Wiechenthaler-Hütte zur Weißbachscharte in Richtung Ingolstädter Haus. Dort liegt derzeit noch zu viel Schnee für Leute, die ohne Tourenski unterwegs sind. Es sei vorerst auch nicht geplant, diese Route aus Sicherheitsgründen zu sperren, heißt es von Behörden des Landes Salzburg.