Salzburg ist das einzige Bundesland, in dem es keine Windkraftwerke gibt. Nun ist wieder ein Projekt geplant – im Hochgebirge bei Flachau (Pongau). Auch dagegen wird es bald Einsprüche geben – von Alpenverein und Landesumweltanwaltschaft. Riesige Windräder seien eine große Gefahr für Tiere, sagen Gegner.
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Weiter Widerstand gegen Windkraftwerke

Salzburg ist das einzige Bundesland, in dem es keine Windkraftwerke gibt. Nun ist wieder ein Projekt geplant – im Hochgebirge bei Flachau (Pongau). Auch dagegen wird es bald Einsprüche geben – von Alpenverein und Landesumweltanwaltschaft. Riesige Windräder seien eine große Gefahr für Tiere, sagen Gegner.

Strom für 2.000 bis 2.500 Haushalte produziert ein Windrad. Auf dem sogenannten Windsfeld an der Grenze vom Pongau zum Pinzgau unmittelbar über dem Tauerntunnel-Nordportal sind gleich mehrere geplant, sagt der Flachauer Bürgermeister Thomas Oberreiter (ÖVP): „Im Gespräch sind acht Windräder, ob es ein paar mehr oder weniger werden, das traue ich mir noch nicht zu sagen.“

Landesrat kritisiert Alpenverein

Nach etlichen vergeblichen Anläufen in den vergangenen Jahrzehnten entdeckt Salzburgs Politik gerade die Windenergie neu. Elf potenzielle Flächen hat das Land ausgewiesen. Warum bisher nichts lief, das erklärt die Politik inzwischen so wie der für Raumordnung zuständige Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP): „Es hat damit zu tun, dass oftmals auf die Lauten gehört wird – und nicht auf die, mit denen man wirklich vernünftig diskutieren kann.“

Schwaiger bestätigt auf Nachfrage, er meine damit auch den Alpenverein: „Ja, in dem Fall ja, da bin ich wirklich enttäuscht.“

AV-Sprecherin verweist auf Tierschutz

Drei der elf möglichen Standorte für Windkraftwerke kann sich der Alpenverein grundsätzlich vorstellen – mit Auflagen. Das Projekt in Flachau sei nicht dabei, wie Nicole Slupetzky vom ÖAV Landesverband Salzburg betont: „Wir werden das Projekt Windsfeld beeinspruchen. Es gibt keine passende Zufahrt, das ist der erste Punkt. Es muss deshalb massiv in die Natur eingegriffen. Und es existiert da oben sehr wohl eine hochsensible Flora und Fauna. Es wäre sehr schade, wenn dieses Gebiet zerstört wird.“

Gegner solcher Projekte argumentieren mit dem massenweisen Tod von Vögeln vieler Arten, Fledermäusen und Insekten, die durch Kollisionen mit den riesigen Rotorblättern umkommen. Dazu komme die Versiegelung des Bodens durch riesige Beton-Fundamente. Ein zusätzlich Faktor sei mittel- und langfristig die relativ geringe Laufzeit von Windturbinen. Die Baumaterialien müssten dann als Sondermüll entsorgt werden.

Grüne Partei sehr dafür

Windenergie bringe vor allem in Jahreszeiten viel, in denen die Wasserkraft ein bisschen auslässt, sind Grüne wie der Landtagsabgeordnete Josef Scheinast überzeugt: „Die Windkraft gleicht vor allem im Winter die Leistungsdelle von Wasser und Sonne aus. Es gibt sonst nichts.“

Naturschutzbund will „Gegengeschäft“

Einen möglichen Weg zu einem Windpark in Flachau zeigt der Naturschutzbund auf. Für ein Ja zur Windkraft müssten die Stromleitungen verkabelt werden, sagt Winfried Herbst vom Naturschutzbund: „Das sind Leitungen mit 110 kV und darunter. Man muss sich dazu ein mögliches Verkabelungsprogramm anschauen. Das wäre ein Austausch, der nur wenige Verlierer hat. Die Summe des Schiachen darf nicht mehr werden.“

Ein Windpark wird immer weithin sichtbar sein. Für den Energie-Manager Michael Strugl vom Verbundkonzern ist das ein Zeichen des strompolitischen Fortschritts: „Wir können zwar ein großes Pump-Speicher-Kraftwerk in den Berg hineinbauen, wo man es nicht sieht. Aber einen Solar- und Windpark kann man nicht unterirdisch machen.“

Landesumweltanwältin auch dagegen

Bis in Salzburg das erste Windrad steht, dürfte noch einige oder viel Zeit vergehen. Auch die Landesumweltanwaltschaft sieht das Projekt auf dem Windsfeld in Flachau ziemlich kritisch.