Premiere von „Advocatus Diaboli“ im Off Theater
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Kultur

Off-Theater erforscht Verführungskraft des Bösen

„Advocatus Diaboli – Die Umarmung des Bösen“ feiert am Dienstag im „Kleinen Theater“ Premiere. Das Stück dreht sich um den Kriminalfall rundum Charles Manson – ein US-amerikanischer Musiker und Anstifter zum Mord. Es soll zeigen, wie Manipulation, Medien und die öffentliche Meinung ineinandergreifen können.

Das Off-Theater in der Stadt Salzburg widmet sich ab Dienstag dem Sektenführer der sogenannten „Manson Family“, Charles Manson. Nachdem einige seiner Anhänger 1969 acht Menschen brutal ermordeten, sorgte das für weltweite Schlagzeilen.

Bekannte Schauspielerin unter den Mordopfern

Eine der Getöteten war die schwangere Ehefrau des weltbekannten Hollywood-Filmregisseurs Roman Polanski, Sharon Tate. Manson hatte die Morde angeordnet und wurde in einem aufsehenerregenden Gerichtsprozess zu einer Todesstrafe verurteilt, die aber nie vollstreckt wurde. Er starb 2017 – nach fast 50 Jahren hinter Gittern.

Sektenführer und Krimineller Charles Manson
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Charles Manson beim Gerichtsprozess in Kalifornien, USA.

Medien verurteilten ihn als Mörder, nicht Richter

Diesem Kriminellen über seinen Tod hinaus eine Bühne zu schenken, mag eigenartig anmuten. Aber das Theaterstück versteht sich als Medienkritik – ein Thema, das in Zeiten von Fake News wieder aktuell ist, betont Autor und Regisseur, Bülent Özdil: „Man hat ihn zu einem Serienkiller gemacht. Dabei hat ihm das Gericht genaugenommen lediglich für die Anstiftung zum Mord die Verantwortung gegeben. Zum Mörder und Serienkiller wurde er von den Medien gemacht.“

Premiere von „Advocatus Diaboli“ im Off Theater
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Schauspieler Jan Walter als Charles Manson in „Advocatus Diaboli".

Tatsächlich hat Charles Manson laut Gerichtsurteil niemanden getötet. Er hat seine Anhänger dazu verführt. Das hat die Medien nicht daran gehindert, ihn jahrzehntelang als Serienkiller und Massenmörder zu bezeichnen. Damit zwinge „Advocatus Diaboli – die Umarmung des Bösen“ das Publikum in Zeiten der Fake News, sich mit der Rolle der Medien in der öffentlichen Meinungsbildung auseinander zu setzen: „Der Plan ist, dass Zuseher und Rezipienten infrage stellen was sie da sehen“, so sagt Özdil.

Text teils aus Mansons Original-Videos

Der intensive – fast schon poetische Text – ist halb Fiktion und halb Original. Viele Textstellen sind den Youtube-Videos Mansons entnommen, die heute immer noch für jeden zugänglich im Internet zu finden sind. „Advocatus Diaboli“ ist ein Stück über die Verführungskraft des Bösen und die Macht der Manipulation.

Premiere von „Advocatus Diaboli“ im Off-Theater

„Advocatus Diaboli“ – zu Deutsch „Anwalt des Teufels“ – heißt das Stück des Off-Theaters, das am Dienstagabend seine Uraufführung feiert. „Der Teufel“ ist in diesem Fall Charles Manson – ein US-amerikanischer Krimineller, Musiker und Mörder. An diesem sehr extremen Beispiel soll gezeigt werden, wie Manipulation, Medien und die öffentliche Meinung ineinander greifen.