Kriegsflüchtling aus der Ukraine
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Chronik

Psychische Hilfe für Kriegsflüchtlinge

Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die nach Salzburg gekommen sind, können künftig auch psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Zwei Vereine sowie die Caritas bieten im Bundesland Psychotherapie für Flüchtlinge in ihrer Muttersprache an.

Immer mehr Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine kommen auch in Salzburg an. Viele von ihnen sind schwer traumatisiert – Studien zufolge sind mindestens 20 Prozent der Flüchtlinge gefährdet, unter posttraumatischen Belastungsstörungen zu leiden.

Sie fliehen vor Krieg, Bomben, Schüssen und Leid: Von einem Moment auf den anderen verlassen hunderttausende ihr Zuhause – unter ihnen sind viele Frauen und Kinder. Das Erlebte ist für sie kaum zu verarbeiten. Der Verein „Hiketides“ (deutsch: „Schutzbefohlene“) bietet Psychotherapie für Flüchtlinge in deren Muttersprache an – bisher etwa in arabisch, bosnisch, tschetschenisch und anderen Sprachen.

„Mögliche Kriegstraumata möglichst rasch behandeln“

Der stellvertretende Obmann des Vereins, Michael Schreckeis, rechnet für die kommenden Monate mit einem stark steigendem Zustrom an Menschen, die vor dem Krieg in ihrer ukrainischen Heimat fliehen. „Mittelfristig werden wir wohl viele vom Krieg traumatisierte Menschen im Land haben. Die brauchen dann dringend eine Behandlung, damit es nicht zu langen Trauma-Folgeschäden kommt wie Depressionen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch bis hin zu Selbstmord-Gedanken. All das gilt es, rechtzeitig zu behandeln, um psychischen Folgewirkungen zu begrenzen“, betont Schreckeis.

Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine
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Derzeit fliehen viele Menschen aus der Ukraine vor dem Krieg in ihrer Heimat

Das Land Salzburg fördert derzeit zwei Psychotherapie-Projekte für geflüchtete Menschen in der Grundversorgung des Landes mit insgesamt 65.000 Euro pro Jahr. Der für Soziales ressortzuständige Landesrat Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn (Grüne) kündigt angesichts der aktuellen Krise eine weitere Aufstockung an. Um möglichst vielen Menschen Zugang zu Psychotherapie in ihrer Muttersprache ermöglichen zu können, ist der Verein „Hiketides“ aber auch auf private Spenden angewiesen.

Hilfe beim Kriseninterventionsdienst des Roten Kreuzes

Für aus der Ukraine ankommende Schutzsuchende steht im Ankunftszentrum der Kriseninterventionsdienst des Roten Kreuzes für akute Hilfeleistungen im psychischen Bereich zur Verfügung. Personen in der Grundversorgung (und damit auch ukrainische Schutzsuchende) sind sozialversichert. Damit haben sie auch Zugang zu den Psychotherapieleistungen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) als Versicherte.

Bei Asylberechtigten ohne oder mit geringem Einkommen unterstützt hier das Land auch durch die Kostenübernahme der Psychotherapie. Dafür stellt das Land aktuell der ÖGK 1,1 Millionen Euro jährlich zur Verfügung.

Psychotherapie für Kriegsflüchtlinge

Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die nach Salzburg gekommen sind, können künftig auch psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.