Türschild der Osterfestspiele Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
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Kultur

Osterfestspiele: Neuausrichtung ab 2023

Nach zehn Jahren mit Dirigent Christian Thielemann als künstlerischem Leiter bei Salzburgs Osterfestspielen soll das Festival ab nächstem Jahr unter Nikolaus Bachler neu ausgerichtet werden. Erstmals gibt es elektronische Musik, Tanz und ein um ein Drittel vergünstigtes Abo. Zudem sollen die Orchester jedes Jahr wechseln.

Heuer wird die Sächsische Staatskapelle aus Dresden vorerst zum letzten Mal das Festival-Orchester der Osterfestspiele sein – gemeinsam mit ihrem Chef-Dirigenten Christian Thielemann. Der muss als künstlerischer Leiter in Salzburg ebenfalls seinen Hut nehmen. Der Aufsichtsrat hat Nikolaus Bachler ab 2023 mit der künstlerischen Leitung betraut.

Leipziger Gewandhaus Orchester kommt

Und der gab am Donnerstagvormittag bekannt, dass im kommenden Jahr das Gewandhaus Orchester aus Leipzig alle Konzerte und die Oper spielen werde – unter dem Chef-Dirigenten Andris Nelsons.

Der musikalische Schwerpunkt im nächsten Jahr dreht sich um Richard Wagner – mit der Oper Tannhäuser. Der neue Chef Nikolaus Bachler ist ehemaliger Intendant der Wiener Volksoper, des Burgtheaters sowie zuletzt der bayerischen Staatsoper München. Von dort wird Tannhäuser mit einer Neuinszenierung von Regisseur Romeo Castellucci übernommen und zum ersten Mal überhaupt beim Wagner-Festival in Salzburg aufgeführt – mit einigen Neuerungen.

Jonas Kaufmann als Tannhäuser

Bachler betont, das Stück könne man derzeit nicht besser besetzen: „Vor allem haben wir einige Debüts dabei. Jonas Kaufmann singt dabei seinen ersten Tannhäuser, Elina Garanca singt ihre erste Venus. Marlis Petersen singt ihre erste Elisabeth. Man hat das alles vorher nie gehört.“

Zudem wird auch ein um 30 Prozent vergünstigtes Abo für drei Vorstellungen angeboten. Dieses müssen sich Kulturfreunde aber persönlich in Salzburg abholen. Es nennt sich „Abo to go“.

Auch neues Tanztheater zu sehen

Eine weitere Neuerung sehen einige Kulturfreunde als die spektakulärste – die Uraufführung einer Tanzchoreografie des israelischen Künstlers Emanuel Gat. Mit seiner Kompanie erarbeitet er ein Tanzstück nach Richard Wagners Wesendonck Liedern – ein wagemutiges Projekt, das von vielen auch im Spannungsfeld von Wagners Antisemitismus gesehen wird.

„Ich habe mich immer um die Eingliederung anderer Sparten bemüht. Und wir werden sie stets weiter entwickeln. Deswegen wird es mit einem Konzert von Westbam auch zum ersten Mal elektronische Musik geben“, sagt Bachler.

Im Late-Night-Konzert des Electro-Künstlers trifft elektronische Musik auf die Meisterwerke Richard Wagners. „Westbam startet die Beschäftigung der Osterfestspiele mit Elektronischer Musik und kann damit die Grenzen zu jungen Ohren erweitern“, so der neue Leiter.

Was bleibt?

Die Konstellation aus Oper, zwei Orchesterkonzerten und einem Chorkonzert: Christian Thielemann lud hier immer noch einen Gastdirigenten ein, Andris Nelsons wird in alter Karajan-Tradition alle Konzerte sowie die Oper selbst dirigieren. Programmatisch wandelt man mit Bach und Bruckners „Siebter“ absolut durch das Kernrepertoire des Gewandhausorchesters, was ja von Bachler ausdrücklich gewünscht war. Platz daneben finden aber auch zeitgenössische Werke, wie etwa „Der Zorn Gottes“ von Sofia Gubaidulina.

Klaus Bachler – Nach zehn Jahren mit Dirigent Christian Thielemann als künstlerischem Leiter bei Salzburgs Osterfestspielen soll das Festival ab nächstem Jahr unter Nikolaus Bachler neu ausgerichtet werden. Erstmals gibt es elektronische Musik, Tanz und ein um ein Drittel vergünstigtes Abo. Zudem sollen die Orchester jedes Jahr wechseln.
APA/LAND SALZBURG/MELANIE HUTTER
Bachler findet die „Moral“ mancher Veranstalter „grauenhaft“

Kritik an Hinauswurf russischer Künstler

Der Hinauswurf des russischen Dirigenten Valery Gergiev als Chef der Münchener Philharmoniker sei „unmöglich“. Und der Umgang von Veranstaltern und Medien mit Sängerin Anna Netrebko eine „Hexenjagd“, sagt Nikolaus Bachler, künftiger Leiter der Salzburger Osterfestspiele. Er kritisiert den Druck gegen Künstler vehement, die sich nicht offensiv gegen Putin äußern – mehr dazu in salzburg.ORF.at (17.3.2022)