Es liegt in der Natur des Menschen, sich für das Schöne zu begeistern. Doch Selbstoptimierung kennt heute keine Grenzen. Vor allem in der Werbung, in Magazinen und sozialen Medien würden geschönte und nur „wunderbare“ Körper gezeigt, stellt Thomas Radauer von der Sexualberatungsstelle Salzburg in der Landeshauptstadt fest. Die perfekten Körperbilder aus Medien, aber auch der Pornografie verursachen zunehmende Körper-Unsicherheit und Leistungsdruck im Bett.
Überkritisch mit eigenem Körper
Bei all diesen Eindrücken neigen vor allem viele Frauen dazu, überkritisch mit sich selbst ins Gericht zu gehen. „Die Betroffenen sagen: ‚Mein ganzer Körper gefällt mir nicht, mein Gesicht oder einzelne Teile wie Bauch oder Po‘“, hört Claudia Sima von der Sexualberatung Mittersill (Pinzgau) immer wieder.
Sexualberatung: Viele schämen sich über eigenen Körper
Intimbereich wird an Bildern im Internet gemessen
Unzufriedenheit gibt es auch mit dem Intimbereich. Frauen würden oftmals von Sexualpartnern verunsichert, wie ‚frau‘ im Intimbereich auszusehen habe: „Vor allem junge Männer, die wenig sexuelle Erfahrung und damit reale Vergleiche haben, sehen die Bilder im Internet als Realität und messen Frauen daran“, sagt Sexualberater Radauer.
Den Beratungsstellen fällt aber ebenfalls auf, dass sich auch Männer zunehmend um ihr Genital sorgen. Dabei steht vor allem die Frage, ob der eigene Penis „normal“ sei, erzählt Sexualberaterin Sima.
Sexuelle Lust flacht bei manchen ab
Psychische Belastungen aufgrund vermeintlich körperlicher Defizite könnten so dominant werden, dass sexuelle Lust abflacht oder erlischt. „Dabei sind einige Patienten in langjährigen Beziehungen, ohne dass sie in diese die Sexualität genießen können, da sie sich ja subjektiv ihres Körpers schämen“, so die Beobachtungen von Thomas Radauer.
Initiativen gegen den fortschreitenden Körper-Perfektionismus gibt es bereits viele – mit mehr oder weniger Erfolg. Das Ziel: Weg von Normierung und zurück zu Natürlichkeit und Individualität.