Die Salzburger Archäologin Ursula Schachinger datiert den Sesterz auf das Jahr 194 nach Christus – geprägt vor exakt 1.828 Jahren in Rom unter Kaiser Septimius Severus. Er zeigt auch dessen Portrait und muss erst von Verunreinigungen befreit werden, die sich in fast zwei Jahrtausenden auf der Bronze angesammelt haben. Erst danach könne man die schön gearbeiteten Motive genauer erkennen, sagt Natalie Fuchs, Pressesprecherin des Salzburg Museums.
Afrikanisches Motiv bisher einzigartig
Für Fachleute der Altertumskunde ist schon jetzt klar: Das Antlitz des Kaisers sei auf der Vorderseite gut zu erkennen – mit vollem, lockigem Haar und dichtem Bart. Auf der Rückseite gibt es Angaben über seinen Geburtsort im heutigen Libyen, Nordafrika, das damals auch zum Imperium der Römer gehörte. Der afrikanische Kontinent wird symbolisch als Frau dargestellt, um die Fruchtbarkeit der dortigen Landwirtschaft als Kornkammer Roms anzudeuten. Die Lady trägt als Kopfbedeckung einen Elefantenkopf und hält Getreideähren in den Armen. Daneben sitzt ein Löwe.
Tod in Britannien
Das Besondere an dem Fund ist laut Archäologie genau dieses Motiv – das allererste Exemplar auf Salzburger Boden. Zum Territorium des heutigen Österreich und der Ostalpen soll der „Afrikaner“ Septimius ein besonderes Verhältnis gehabt haben – vermutlich auch aus strategischen Gründen gegen die Germanen an der Donau. Er starb in seinem 65. Lebensjahr auf einem Feldzug der Legionen im heutigen Großbritannien – im Jahr 211. Die Regierungszeit gilt als relativ stabile Phase – knapp 150 Jahre vor den ersten Umwälzungen der Völkerwanderung, die zum Untergang Roms führte.
Kaiser Septimius auf vielen Meilensteinen verewigt
Generell seien Sesterzen auch in Salzburg „gewöhnliche Funde“, sagt die Archäologin Ursula Schachinger. Die Sammlung des Salzburg Museums beinhalte schon lange eine Vielzahl römischer Münzen. Septimius Severus wurde laut antiken Quellen in der Region Wien (Heerlager Vindobona und Carnuntum) von seinen Legionären zum römischen Kaiser ausgerufen.
Nachweislich ließ der Mann später auch in der Region Salzburg wichtige Fernstraßen für Handelszwecke und seine Truppenbewegungen bauen. Laut der Archäologin Ulrike Hampl vom Salzburg Museum stößt man hier immer wieder auf Septimius Severus. Zahlreiche antike Meilensteine würden auf ihn hinweisen: „Zum Beispiel an der Hauptroute über den Radstädter Tauern wurde er oft verewigt als oberster Straßenbauherr“, so Hampl.
Der Fund des Sesterzes belege zudem, dass dieses Geld schon vor rund 1.800 Jahren weite Strecken zurücklegte, ergänzt Archäologin Ursula Schachinger. Die Münze sei in sehr gutem Zustand: „Die Oberflächenstruktur zeigt Erdanhaftungen, entstanden durch die lange Lagerung im Boden.“
Schon römisches Salzburg nahe beim Mönchsberg
Der Sesterz wird nun manuell gesäubert – von Maximilian Bertet, dem archäologischen Restaurator des Salzburg Museums. Das Münzrelief sei durch die damalige Verwendung abgeflacht bzw. abgegriffen. Daraus lasse sich schließen, dass sie nach ihrer Prägung in Rom einige Jahrzehnte als Zahlungsmittel im Umlauf war – bevor sie jemand im heutigen Innenhof des Spielzeug Museums verlor. Der Münzfund zeige zudem, wie nah einst die römischen Siedlungen an den Mönchsberg gebaut waren, sagt Expertin Schachinger.
Biografisches zu Septimius Severus
Nach der Ermordung von Kaiser Pertinax in Rom am 28. März 193 wurde Septimius Severus als Legat (Kommandeur) in Carnuntum an Donau am 9. April von den Legionen Pannoniens zum Kaiser ausgerufen.
In Rom hatte sich zuvor Didius Julianus das höchste Amt von den Prätorianern erkauft. Doch konnte sich Septimius – der auch als Volkstribun bekannt war – auf die Mehrheit der Legionen im Reich stützen. Er eilte über die Alpen nach Italien und stellte ein großes Heer auf, um Rom einzunehmen. Didius Julianus, der ihm eine geteilte Herrschaft angeboten haben soll, wurde schon vor seiner Ankunft ermordet. Septimius löste die bisherige Prätorianergarde auf und ersetzte sie durch eine ihm loyale Truppe.
„Bereichert die Soldaten, verachtet alle anderen“
In den letzten Jahren seiner Herrschaft unternahm der gebürtige Libyer mehrere Feldzüge zur Sicherung des Machtanspruches in Britannien. 208 reiste der schwer von Gicht geplagte Kaiser zusammen mit seinen Söhnen Caracalla und Geta auf die britischen Insel. Sein Heer stieß von Eboracum (heutiges York) weit nach Norden vor und wütete unter den Stämmen der keltischen Ureinwohner. Septimius befahl zur Grenzsicherung gegen die Kaledonier (Schotten) und Maeaten die Renovierung des Hadrianswalls. Schließlich starb er in Eboracum am 4. Februar 211. Letzte Worte an seine Söhne: "Seid einig, bereichert die Soldaten und verachtet alle anderen.“
Berühmte Caracalla-Thermen in Rom
Nach dem Tod des Septimius Severus übernahm sein Sohn Caracalla in Rom die Macht und ließ Geta noch im Todesjahr des Vaters ermorden – obwohl dieser wollte, dass beide Sprösslinge gemeinsam regieren. Caracalla wurde dann schon 2017 auf einem Feldzug gegen die Parther von einem Prätorianer-Tribunen umgebracht. Er bleibt uns bis heute durch den Bau der riesigen Caracalla-Thermen in Rom in Erinnerung, den er befohlen hatte und deren kunstvolle Architektur noch heute in Resten zu sehen ist.