„Das war heute die journalistisch
schwerste Entscheidung meines Lebens.
Ich habe sie gemeinsam mit meinem Team
und meiner Familie getroffen.
Das Team sagte, wir wollen bleiben.
Und meine Frau hat gesagt,
sie akzeptiert das.“
Cyber-Angriff stört TV-Verbindung
Eine Live-TV-Verbindung mit Bild konnten wir am Dienstag zu unserem ORF-Korrespondenten nicht aufbauen. Grund dürfte ein Cyber-Angriff sein, der mit dem Krieg in Zusammenhang steht. Die Lage der Menschen in Kiew sei dramatisch, zumal ein Großangriff der russischen Armee unmittelbar bevorstehen dürfte, sagt Wehrschütz: „Wir haben draußen gerade einen Konvoi mit Kindern gefilmt. Es wurde versucht, mit Privatautos rauszufahren und die Stadt zu verlassen. Außerdem haben wir noch eine Tankstelle gefunden. Wir brauchen noch Benzin und Gas. Einzelne Tankstellen haben das noch.“
2014: Treffer in zwei Meter Entfernung
Der ORF-Reporter hat gleich am ersten Tag des russischen Angriffs erfahren, was dieser Krieg für die Zivilbevölkerung bedeutet. Seine Frau, seine beiden Töchter und sein fünfjähriges Enkerl sorgen sich. Elisabeth Wehrschütz betont, ihr Mann sei schon 2014 mitten in einen Krieg geraten: „In dem Hotel, in dem er damals war, sind dann Schüsse gefallen. Wenn er zwei Meter woanders gestanden wäre, dann hätte ich heute keinen Mann mehr.“
Krieg von 2001: „Lehrer meiner Kinder waren schlimm“
Wehrschütz sagt, es sei eine große Belastung für seine Frau gewesen: „Das war auch im Mazedonienkrieg von 2001 ein großes Thema. Das Schlimmste waren damals in der Schule die Lehrer für meine Kinder. Die sagten, hast du denn gar keine Angst um deinen Papa? Da gab es Tage, an denen meine Kinder nicht mehr in die Schule gehen wollten.“
Wehrschütz hat Jus studiert und spricht etliche slawische Sprachen – unter anderem Ukrainisch, das er auch an der Elite-Uni in Harvard (USA) studiert hat.
Er will und soll möglichst neutral berichten
Bei aller Dramatik von Konflikten müsse man als Reporter immer möglichst neutral bleiben, lautet das berufliche Credo von Christian Wehrschutz: „Wer einmal parteiisch wird bei einem Elend, der wird immer parteiisch sein. Das sind nicht meine Kriege, nicht meine Konflikte. Der Zuschauer soll das sehen können. Er soll sagen können, ich habe nun die Lage besser verstanden, weil ich diesen Bericht gesehen habe.“