Die senkrechten Stecken und die Girschtn – die Querlatten – werden bei dem Zaun gekonnt verkeilt
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Zaunbau ohne Nägel gerät in Vergessenheit

Früher war der Pinzgauer Zaun ein sehr üblicher Anblick – nicht nur im namensgebenden Pinzgau, sondern durchaus auch im Pongau. Heute sieht man die Holzzäune ohne Nägel nur mehr selten. Die Kunst, die Zäune zu bauen, gerät in Vergessenheit.

Wiesen, Felder oder Bauerngärten wurden früher mit den Holzzäunen eingezäunt. Heute sieht man den Pinzgauer Zaun fast nur noch dort, wo man ihn sich leisten kann oder will. Und so werden auch diejenigen immer seltener, die die Kunst beherrschen, einen Holzzaun ohne einen einzigen Nagel zu bauen.

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Zimmerer Anton Sommerer in seiner Werkstatt beim Bauen eines Pinzgauer Zauns
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Zimmerer Anton Sommerer in seiner Werkstatt beim Bauen eines Pinzgauer Zauns
Die Girschtn – die Querlatten – werden festgeklopft, damit sie unter Spannung stehen
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Die Girschtn – die Querlatten – werden festgeklopft, damit sie unter Spannung stehen
Pinzgauer Zaun in Werkstatt
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Ein fertiges Teilstück eines Pinzgauer Zauns in der Werkstatt
Zimmerer klopft senkrechten Stecken in einen Pinzgauer Zaun
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Die senkrechten Stecken dürfen nicht vergessen werden
Zimmerer Anton Sommerer in seiner Werkstatt beim Holzzuschnitt
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Der Zuschnitt der Stecken und Girschtn ist sehr zeitaufwendig
Zimmerer Anton Sommerer in seiner Werkstatt beim Bauen eines Pinzgauer Zauns
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Zimmerer Anton Sommerer hat sich dafür eigene Spezialmaschinen konstruiert
Holzlager mit Stecken im Freien
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Für den Pinzgauer Zaun ist auch sehr viel Holz notwendig

Girschtn und Stecken kunstvoll verkeilt

Einer davon ist Zimmerer Anton Sommerer aus Rauris (Pinzgau). Er demonstriert, wie man so einen Pinzgauer Zaun steckt: „Die Girscht (die Querlatte – Anm.) kommt da herein – und dann spannst du die ganze Geschichte zusamen. So bekommt man Spannung im Zaun. Danach kommt wieder der Greifstecken hinein: Der ist vorne, mittig zwischen den Girschten. Du hast immer vier Stecken herauf – der Greifstecken soll dann auf einer Linie sein, der Fußstecken und der Kniestecken.“ Und so entsteht ein Zaun aus verschieden langen Stecken und Querlatten, den Girschtn – ohne einen einzigen Nagel.

700 Meter Zaun hat Anton Sommerer heuer zu setzen. Das muss jetzt im Winter vorbereitet sein, denn der Holzbedarf für die traditionellen Zäune ist groß. Und auch das Kliabn, also das Spalten, des Holzes ist eine Wissenschaft für sich, sagt Sommerer: „Der Baum soll immer leicht nachsinnig sein – aber nicht zu viel. Denn wenn er zu nachsinnig ist, wird die Girscht bucklig. Wenn der Baum widersinnig ist, dreht sich die Girscht vorne hinaus.“ ‚Nachsinnig‘ bedeutet in diesem Zusammenhang: der Sonne nach gewachsen – im Gegensatz zum ‚Widersinnigen‘.

Ein Tag Arbeit für vier Meter Zaun

Nach dem Spalten geht’s zum Säubern der Girschtn und der Stecken. Dafür baute sich Anton Sommerer eigene Maschinen. Wichtig dabei: Die Girschtn sollten im Profil ein leichtes Dreieck bilden, damit sie sich gut verkeilen und spannen lassen. Fehlen nur noch die Stecken – in verschiedenen Längen.

Zaunbau ohne Nägel

Einen Tag benötigt der Profi für vier Meter Zaun – Vorbereitung und Aufstellen. Doch das beherrscht kaum noch jemand. Denn durch die hohen Holzbedarf und die vielen notwendigen Arbeitsstunden für den Zaut ist der Aufwand vielen zu groß. Und man müsse auch genau sein, weiß Zimmerer Sommerer: „Wenn du irgendwo einen Stecken vergisst, dann frisst es dich ganz flott.“