Morgen Montag, 21. Februar, geht die Sonne um 43 Minuten früher auf als am 21. Dezember. Am Abend endet das Tageslicht um eine Stunde und 16 Minuten später. Das sind insgesamt eine Stunde und 59 Minuten mehr als noch vor zwei Monaten.
Im eisigen Schatten des Radhausberges
Altböckstein gehört zu den wenigen Orten im Bundesland Salzburg, wo die Bevölkerung im Hochwinter über lange Zeit keinen Sonnenstrahl abbekommt. Das historische Ensemble der Goldgräbersiedlung liegt ca. drei Monate in dem alles dominierenden Schatten des Radhausberges – mit Kreuzkogel und Salesenkopf, die das Tal gegen Süden hin abschotten.
Hier wurden früher im hochalpinen Gelände auch die Bergwerke betrieben, die neben denen im Rauriser Tal den Reichtum der Salzburger Erzbischöfe mit begründeten – neben dem Salz aus Hallein (Tennengau).
Bahnbau, März 1909: Lawine mit 27 Toten
Unter der spätbarocken Kirche „Maria vom guten Rat“ in Böckstein (geweiht 1767) liegt seit 200 Jahren ein Bergfriedhof für die einheimische Bevölkerung, Zuwanderer aus vielen Geschichtsepochen und Wirtschaftsbereichen sowie verstorbene Gäste Gasteins. Das Areal auf ca. 1.100 Meter Seehöhe fällt heuer durch besonders große Schneemassen auf. Minustemperaturen über Monate und zum Teil sehr starker Frost schufen diese Szenerie.
Auffallend ist neben anderen Grabmälern das im Jugendstil gestaltete Monument für 27 Arbeiter, die beim Bau der Eisenbahn und des Tauerntunnels am 7. März 1909 im nahen Anlauftal von einer riesigen Lawine verschüttet und getötet wurden.
„Tradition, Moderne und Meditation“
Der Gasteiner Arzt und Regionalhistoriker Ernst Lafenthaler hebt in Publikationen diesen großteils alten Friedhof und sein modern gestaltetes Triptychon hervor, das 1999 in die neue Urnenmauer integriert wurde. Es zeigt die Feuer Kain und Abels und ein zentrales Bild über die Auferstehung, den Weg zum Licht. Das Gemälde stammt von dem Gasteiner Künstler Sepp Wutscher. Dazu kommt die Skulptur „Leben“ des Gasteiner Bildhauers Erwin Reinthaler, geschnitzt und gedrechselt aus Kirschholz.
Traumland für Eiskletterer
Regionalhistoriker Lafenthaler sieht angesichts dieser Mischung von Geschichte und Gegenwart einen besonderen „Ort der Ruhe und Meditation“.
Innere Ruhe brauchen auch Extremsportler, die derzeit im hinteren Gasteiner Tal die Früchte des Frostes ernten und ihre vergänglichen Paradiese finden – wenige Kilometer von Altböckstein entfernt.
Früchte des Frostes
Männer und Frauen aus dem In- und Ausland wagen sich mit Eisbeilen und sehr speziellen Steigeisen in die senkrechten, zum Teil sogar überhängenden Passagen der Wasserfälle im Nassfelder Tal und im Anlauftal bei Böckstein. Sie sind heuer besonders gut gefroren.