Regisseur REINHARD SCHWABENITZKY
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Chronik

„Mundl“-Regisseur 74-jährig verstorben

Der Kultregisseur Reinhard Schwabenitzky ist am Mittwoch im Alter von 74 Jahren verstorben. Der gebürtige Salzburger zählte zu den erfolgreichsten Film- und Fernsehregisseuren Österreichs und schrieb mit „Ein echter Wiener geht nicht unter“ und „Kaisermühlen Blues“ Fernsehgeschichte.

Reinhard Schwabenitzky verstarb am Mittwoch, dem 9. Februar 2022, nach langer Krankheit im Alter von 74 Jahren, wie sein Sohn Markus Schwabenitzky gegenüber der APA mitteilte.

Herkunft gab ihm Halt im späteren Leben

Geboren wurde Reinhard Schwabenitzky am 23. April 1947 im familiären Wirtshaus in Bucheben bei Rauris (Pinzgau). Er erlebte eine von Entbehrungen geprägte, aber glückliche Kindheit. Erste Schuljahre ohne Strom oder der beschwerliche Schulweg den Berg hinunter und wieder herauf, hätten ihm früh „Ellbogen“ verpasst, erinnert sich Schwabenitzky. „Man lernt hier Durchhalten. Das habe ich dringend gebraucht, um mit dieser flachen, oberflächlichen, intriganten Branche zurechtzukommen.“

Kultregisseur REINHARD SCHWABENITZKY verstorben Mundl-Regisseur
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Schwabenitzky im Rahmen einer Buchpräsentation am 14. November 2018 in Salzburg.

Vater bereits als Regisseur tätig

Die ersten Erfahrungen als Schauspieler sammelte Schwabenitzky als Kind, als er am Stadttheater St. Pölten (NÖ) in Inszenierungen seines Vaters, des späteren Burgtheaterdirektors Gerhard Klingenberg, mitwirkte. Als er sechs Jahre alt war, ließen sich die Eltern scheiden und der Vater übersiedelte nach Berlin, um als Regisseur in den Babelsberger Filmstudios zu arbeiten. Regelmäßige Besuche bei Dreharbeiten und eine erste kleine Rolle in einem Fernsehspiel Klingenbergs weckten im zwölfjährigen Schwabenitzky die Begeisterung für den Film.

Durchbruch in den 1970ern

Nach einem Intermezzo beim Max-Reinhardt-Seminar studierte er an der heutigen Filmakademie Wien Kamera und Regie und assistierte bei Franz Antel, Axel Corti, Otto Schenk und Bernhard Wicki. Noch vor Abschluss seines Studiums kam 1975 der erste große TV-Erfolg: Von 1975 bis 1979 inszenierte Schwabenitzky sechs Folgen des Serienklassikers „Ein echter Wiener geht nicht unter“ rund um den polternden Wiener Proleten Mundl Sackbauer, gespielt von Karl Merkatz. Parallel entstanden erste Fernsehfilme wie „Schwester Martha verzichtet auf ihr Glück“ und „Der Einstand“, in dem der spätere Oscarpreisträger Christoph Waltz seine erste Rolle bekam.

Karl Merkatz in „Ein echter Wiener geht nicht unter“
ORF
Karl Merkatz und Ingrid Burkhard als Edmund Sackbauer und Ehefrau Toni in „Ein echter Wiener geht nicht unter“

Am Set in Schauspielerin Elfi Eschke verliebt

Nach Reibereien mit Mundl-Autor Ernst Hinterberger kehrte Schwabenitzky Wien vorerst den Rücken und übersiedelte nach München. Während der Dreharbeiten zur Serie „Parole Chicago“ mit Waltz als Möchtegern-Ganove lernte er die Schauspielerin Elfi Eschke kennen, die bald seine Ehefrau und Hauptdarstellerin in fast allen künftigen Produktionen werden sollte. So wirkte sie sowohl in Serienhits wie „Büro, Büro“ und „Tour de Ruhr“ als auch in Kinoerfolgen wie „Der Doppelgänger“ (1983) und „Der Experte“ (1987) mit Didi Hallervorden mit. Mit Andreas Vitasek bildete sie ab Mitte der 90er-Jahre das Liebespaar in der „Seitensprung“-Trilogie.

Schwabenitzky konnte nicht nur Komödie

Zwischendurch inszenierte Schwabenitzky auch außerhalb des Komödienfachs, drehte etwa 1987 die „Tatort“-Folge „Die Macht des Schicksals“. Von Kritikern, die seine Filme als „leichte Komödien“ abtaten, fühlte er sich meist missverstanden. Tatsächlich schwang bei Schwabenitzky oft Gesellschaftskritik mit, thematisierte der Kinohit „Ilona & Kurti“ etwa Ausländerfeindlichkeit und behandelte sein auch in den USA gezeigter Thriller „Hannah“ den aufflammenden Rechtspopulismus.

Viele Schauspieler bekannt gemacht

Neben einem verstärkten Augenmerk aufs Kino, landete Schwabenitzky in den 90er-Jahren mit einer weiteren Serie aus Hinterbergers Feder einen Publikumshit: „Kaisermühlen Blues“ war im gleichnamigen Wiener Stadtteil angesiedelt und verhalf u.a. Marianne Mendt und Gerald Pichowetz zu erhöhter Aufmerksamkeit.

Brigitte Swoboda  als Frau Koziber im „Kaisermühlen Blues“, daneben Marianne Mendt (Gitti Schimek) und Alexander Lutz (Robert Henker)
ORF/MR-Film/Contessina Bauer
Brigitte Swoboda (Frau Koziber), Marianne Mendt (Gitti Schimek) und Alexander Lutz (Robert Henker) im „Kaisermühlen Blues“

Fühlte sich immer in Salzburg zuhause

Mit der Bundeshauptstadt ist Schwabenitzky trotz seiner wienerischen Kultserien dennoch nie warm geworden. Er wohnte mit seiner Ehefrau lieber im Salzburger Flachgau, wo er zwischenzeitig auch das Hotel-Restaurant „Itzlinger Hof“ führte und gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Markus und Lucas die Produktionsfirma Star-Film betrieb. Und er ging unter die Autoren. So legte der Künstler aus Leidenschaft 2018 seinen Roman „Stille Nacht und das Geheimnis der Zauberflöte“ (Tyrolia Verlag) vor.