Der 17-jährige Phil (Aaron Röll) verliebt sich Hals über Kopf in den neuen Mitschüler Nicholas (Skye MacDonald). Schnell wird daraus eine leidenschaftliche Affäre zwischen den beiden jungen Männern.
Wer daran etwas befremdlich findet, hat die Schranken aber bloß im eigenen Kopf. Denn der 1998 erschienene Roman von Andreas Steinhöfel und das darauf basierende Theaterstück geben das keinesfalls vor, im Gegenteil: die Liebe wird von Familie und Freunden vorbehaltlos akzeptiert.
Denn „Die Mitte der Welt“ ist kein „Coming-out" Drama – wie so oft in Literatur und Film – sondern beschreibt eine ganz gewöhnliche Jugendliebe. Und das macht die Geschichte besonders – noch heute – und vor allem in Anbetracht der Entstehungszeit des Romans Ende der 90er Jahre, sagt Regisseur Marco Dott: “ Ich war zwanzig Jahre alt als das Buch erschienen ist und hätte mir gewünscht es wäre früher geschrieben worden. Denn homosexuelle Bezugspersonen gab es damals kaum in der Literatur. Darin, dass die erste homosexuelle Liebe gerade eben nicht als „Problem“ dargestellt wird, sieht Dott eine der Stärken des Romans: „Es sind immer dieselben Probleme, da spielt es keine Rolle wen man liebt, oder sollte es zumindest nicht.“
Vielschichtiges Jugenddrama
Neben den Schwierigkeiten, die die erste Liebe mit sich bringt, behandelt „Die Mitte der Welt“, die 2016 auch ihren Weg in die Kinos gefunden hat, eine ganze Reihe von Problemen der Zwillinge Phil und Dianne (Elisabeth Mackner) und ihrer alles andere als perfekten und doch liebevollen Familie (Mutter „Glass“: Genia Maria Karasek), sagt Dott: „Es geht um ganz normale Probleme pubertierender Menschen, um die Abgrenzung von der eigenen Mutter, darum eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln und herauszufinden wer man eigentlich ist.“ Inszeniert hat Marco Dott das Stück mit viel Gefühl und kurzweiligem Humor – für eben jene Zielgruppe, die genau diese Fragen beschäftigen, nämlich für Jugendliche ab 13 Jahren. Dabei kann er sich auf ein starkes Schauspieler-Ensemble verlassen, die die Gefühlswelt der Jugendlichen glaubhaft auf die Bühne bringen.
Landestheater hofft bald wieder für Schulen zu spielen
Vorstellungen sind vorerst bis März geplant, verzichten muss man einstweilen aber noch auf Schulvorstellungen. Diese sind weiterhin aufgrund der Coronavirus-Maßnahmen untersagt, bedauert Anna Lukasser-Weitlaner, Leiterin der Jugendsparte „Junges Land“ im Landestheater: „Momentan dürfen Schulklassen nicht zu den Vormittagsterminen kommen, weil Schulveranstaltungen nicht erlaubt sind.“
Die Leiterin der Jugendsparte im Landestheater hofft, dass ab März auch wieder für Schulen Theater möglich sein wird: „Das muss jetzt dann auch wieder sein, alles öffnet wieder und die Kinder und Jugendlichen brauchen das Theater als Ort des Austausches, der Reflexion und der Magie.“
„Die Mitte der Welt“ – nach einer Romanvorlage von Andreas Steinhöfel, Bühnenfassung und Regie Marco Dott.