Frauenbild der 60er, Frau als Hausfrau und Mutter, Geschlechter, Stereotype, traditionelle Geschlechterrollen
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Wissenschaft

Pandemie bringt veraltetes Frauenbild zurück

Frauen haben während der CoV-Pandemie den Großteil der Pflege- und Betreuungsarbeit übernommen. Damit feiert ein veraltetes Frauenbild sein trauriges Comeback – das zeigt eine Studie des neue gegründeten Lehrstuhls für Politik und Geschlechterforschung der Universität Salzburg.

Die wiederkehrenden Lockdowns samt Schulschließungen und Homeschooling haben Familien seit Beginn der Coronavirus-Krise in einen Ausnahmezustand versetzt. Viele Eltern mussten ihre Kinder zuhause betreuen, sie beim Heimunterricht unterstützen und gleichzeitig ihrem Erwerbsberuf nachgehen. Der größte Teil der Pflege- und Betreuungsarbeit blieb aber an Frauen hängen, wie mehrere Studien bestätigten.

Eine Schülerin beim Homeschooling bzw. Heimunterricht mit ihrer Mutter
APA/ERWIN SCHERIAU
Frauen sind durch die Auswirkungen der CoV-Krise einer Mehrfachbelastung ausgesetzt

Pandemie habe Rückentwicklung angestoßen

Eine aktuelle Studie des neu gegründeten Lehrstuhls für Gender Studies an der Universität Salzburg forscht noch genauer nach. Die Wissenschaftlerinnen wollen wissen, ob sich durch diese traditionelle Arbeitsteilung in der allgemeinen Einstellung zu Frauen etwas verändert hat. Es zeigte sich „eine Re-Traditionalisierung von Geschlechterrollen. Wie wir über die Rollen von Mann und Frau denken hat sich in der Pandemie verändert“, sagt Zoe Lefkofridi, Professorin für Politik, Geschlecht, Diversität und Gleichheit, Universität Salzburg.

Unsichere Zeiten fördern alte Rollenverteilung

„Man geht davon aus, dass sich Frauen natürlicherweise um Kinder und Hausarbeit kümmern sollen. Bei Männern wird es als natürlich angesehen, dass sie das Geld nachhause bringen. Durch die wirtschaftlichen Gefahren der Pandemie, fallen wir in alte Muster zurück“, so Nadine Zwiener-Collins, Gender Forscherin an der Universität Salzburg.

Neue Professur als Premiere in Salzburg

Bisher gab es nur in Wien, Graz und Innsbruck eine eigene Professur für Gender Studies. Die neue Professorin Zoe Lefkofridi schließt diese Lücke nun. „Wir bringen die Gender Studies voran und wollen andere Geschlechterforscherinnen an anderen Lehrstühlen koordinieren und deren Zusammenarbeit fördern“, sagt Lefkofridi.

Lehrangebot für Studierende soll umfassender werden

Neben diesem neuen Schwerpunkt in der Forschung wird auch in der Lehre über eine Erweiterung der Gender Studies nachgedacht. „Das wird noch dauern, aber am Ende des Tages wollen wir alle dasselbe. Wir haben derzeit die Professur, den interdisziplinären Expertinnenrat und das gendup-Zentrum. Wir wollen, dass die Gender Studies im Studienangebot sichtbarer werden und die Studierenden davon profitieren“, sagt Hendrik Lehnert, Rektor der Universität Salzburg. Derzeit können die Studentinnen und Studenten die Kurse als Ergänzungsfach belegen.