Kind mit Therapietier auf Reiterhof
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Soziales

Tiergestützte Pädagogik als Lichtblick für Kinder

Schlafstörungen, Angstzustände, Zukunftssorgen – dass die Coronavirus-Pandemie der Psyche zusetzt, steht außer Zweifel. Einen Lichtblick bietet in solchen Fällen die tiergestützte Pädagogik. Tiere dienen dabei als Therapeuten, die Kindern in schwierigen Lebenssituationen weiterhelfen.

Der 13-jährige Johannes ist schon ein Profi im Umgang mit den Bauernhoftieren. Die beiden Esel „Bimboli“ und „Lilly“ sind ausgebildete Therapietiere und helfen Johannes dabei, selbstbewusst Hürden zu meistern, die das Leben mit sich bringt. Seit einem Schlaganfall fällt ihm nämlich vieles schwer.

„Das Sensorische, das Haptische“ bringt Kindern viel

Das Spüren der Tiere tue ihm gut und bringe ihn weg vom inneren Getriebensein: „Bei allen Kindern ist sehr viel im Kopf“, sagt die Psychotherapeutin und ambulante Familienbetreuerin Inge Kendlbacher. „Bezüglich der Medien, bezüglich Druck, bezüglich Erwartungshaltung. Ich denke schon, dass der Körper einfach sehr weggelassen wird. Deshalb war es mir wichtig, dass der Johannes hierher kommen darf. Das Sensorische, das Haptische bringt die Kinder dann wirklich in den Körper.“

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Kind mit Therapietier auf Reiterhof
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Kind mit Therapieeseln auf Reiterhof
Kind mit Therapietier auf Reiterhof
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Conny Rohrmoser betreibt den Reiterhof
Kind mit Therapietier auf Reiterhof
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Die Therapietiere sind speziell ausgebildet

Auch Conny Rohrmoser, Reiterhof-Betreiberin aus St. Johann im Pongau weiß: „Beim Johannes sind es es paar verschiedene Sachen: Selbstvertrauen, Freude am Leben, das Leben macht Spaß. Man muss sich ab und zu etwas erkämpfen, man muss für etwas arbeiten. Es wird einem nicht immer alles geschenkt. Aber es geht auch um Spaß im Umgang: Ich bin gut, ich bin wertvoll, ich kann etwas schaffen und so wie ich bin, so ist es richtig.“

Nachfrage nach tiergestützter Pädagogik ist groß

Der spendenfinanzierte Verein „Kinderglück am Reiterhof“ ermöglicht Familien in schwierigen Lebenssituationen unkompliziert die tiergestützte Pädagogik. Die Nachfrage ist groß. Die Coronavirus-Pandemie habe bereits vorhandene psychische Probleme in Familien noch einmal verstärkt, sagt Inge Kendlbacher: „Ich würde sagen, dass die Pandemie mit uns allen etwas macht. Ich würde zwar nicht sagen, dass dadurch alles eskaliert. Aber dort, wo es schon sehr an der Schwelle, an der Kippe ist, kippt das noch viel leichter.“

Tiergestützte Therapie als Stütze für Kinder

Auch Conny Rohrmoser beobachtet das: „Ein bisschen merkt man’s schon auch in meiner Arbeit mit den Kindern, dass sie etwas von dieser Spontaneität wiederfinden müssen: Ich darf lustig sein, ich darf mich mit jemanden treffen, ich darf auch jemandem nahekommen.“ Die Arbeit mit Kindern und Therapietieren sei zwar „sehr anstrengend. Aber die Erfolge der Kinder sind einfach so schön.“ Dabei springen Ruhe und Ausstrahlung der Tiere oft schnell auf die jungen Menschen über – in Zeiten wie diesen wohl die schönste Form der Ansteckung.