Der Unfall geschah über dem so genannten Hintereis-Tal auf der Nordwestseite der Hocheisspitze in den Berchtesgadener Alpen – nicht, wie zuerst hier irrtümlich berichtet, im Gebiet der Blaueisspitze. Die Hocheisspitze liegt ebenfalls im Gebiet des Hochkalter, jedoch deutlich südlicher und direkt auf der Staatsgrenze Bayerns zum Salzburger Pinzgau.
Der Münchner war im Gipfelbereich knapp hinter seinem 54-jährigen Tourenpartner unterwegs. Gegen 15 Uhr trat einer der beiden in einer Querung das riesige Schneebrett los – mit 150 Metern Breite und 200 Metern Länge. Die Schneehöhe an der Abrisskante beträgt laut deutscher Alpinpolizei bis zu einen Meter.
Riesiger Lawinenkegel im Steilgelände
Der ältere Skibergsteiger wurde – laut Einsatzkräften „wie durch ein Wunder nicht mitgerissen", während die gewaltigen Schneemassen den anderen rund 400 Höhenmeter über felsdurchsetztes Steilgelände ins Hintereiskar hinunterspülten.
Der 54-jährige Augenzeuge setzte mit dem Mobiltelefon sofort einen Notruf ab, der zunächst bei einer österreichischen Leitstelle ankam. Diese alarmierte die bayerischen Einsatzkräfte und die Besatzung des österreichischen Notarzthubschraubers „Martin 6“ aus Saalbach-Hinterglemm (Pinzgau), die sich gerade im Luftraum Oberbayerns befand.
„Kameradenhilfe in diesem Fall chancenlos“
Vorerst musste sich der unverletzte Skibergsteiger noch allein um seinen verschütteten Kameraden kümmern. Er versuchte auf dem riesigen Lawinenkegel mit seinem LVS-Gerät ein Funksignal des Verunglückten zu empfangen, ihn zu orten und dann zu sondieren. Die Schneemassen erstrecken sich hier nun rund 600 Meter talwärts durch eine steile Rinne. So habe der Ersthelfer geländebedingt von vornherein – allein – keine Chance auf einen schnellen Sucherfolg gehabt, heißt es von Einsatzkräften.
Nach 45 Minuten den Verschütteten aufgespürt
Die Salzburger Rettungsflieger brachten sofort einen Bergretter aus Ramsau bei Berchtesgaden und ein Suchhunde-Team auf die Lawine. Gut eine halbe Stunde nach dem Abgang begannen die Helfer mit der Suche. Nach wenigen Minuten fand der Lawinenhund die Stelle mit dem Verschütteten. Die Bergretter starteten mit LVS-Geräten die Feinsuche und konnten den Mann gegen 15.48 Uhr mit der Stabsonde aufspüren und dann innerhalb weniger Minuten den rund ein Meter tief verschütteten Kopf freilegen.
Mittlerweile war auch die Besatzung des bayerischen Polizeihubschraubers „Edelweiß 4“ eingetroffen. Zwei zusätzliche Bergführer der Polizei konnten den Einsatzkräften nun helfen. Die Salzburger Rettungsflieger brachten im Pendelverkehr noch einen Notarzt und weitere Bergretter auf die Lawine. Der Mediziner konnte nur noch den Tod des 39-jährigen Skibergsteigers feststellen. Den Leichnam nahm die Besatzung des Polizeihubschraubers wenig später an Bord und flog ihn ins Tal. Der überlebende Alpinist wurde von einem Psychologen des Roten Kreuzes betreut und ebenfalls von den Rettungsfliegern ins Tal gebracht.