Man habe schon mit mehreren Kandidaten gesprochen, die bei früheren Auswahlverfahren nicht zum Zug gekommen seien, sagt der Saalfeldener Bürgermeister Erich Rohrmoser (SPÖ). Bisher zeichne sich noch keine Lösung ab, weil frühere Bewerber mittlerweile anderweitig tätig seien. Mit Augenzwinkern fügt Rohrmoser hinzu, für ihn selbst komme die Aufgabe des neuen Einsiedlers nicht in Frage, weil er tagtäglich im Tal sehr viel zu tun habe. Außerdem gehe er in spärlicher Freizeit lieber als Waidmann im Gebirge auf die Pirsch.
Viel Trubel, nur selten Einsamkeit
Smart-TV, PC und Zentralheizung gibt es in der Klause hoch über Saalfelden nicht. Der Eremit muss sich selbst versorgen können und als Träger von Nahrung und Trinkwasser auch körperlich gut beisammen sein. Die sanitären Bedingungen sind ebenfalls nicht luxuriös.
Betont wird auch, dass es an vielen Tagen auf dem Palfen alles andere als ruhig zugehe, weil der Ort als Ausflugsziel für Einheimische und Gäste äußerst beliebt sei – inklusive Wanderer, Trainierer und Bergläufer, die hier auch zur oberhalb gelegenen Steinalm und weiter zur Wiechenthaler Hütte ins Steinerne Meer auf dem Weg sind.
Laut Dechant Alois Moser von der katholischen Pfarrgemeinde in der Stadt wird für diesen ehrenamtlichen Dienst weiter ein „in sich ruhender Mensch“ gesucht: „Er muss bereit zu vielen Gesprächen mit Wanderern sein und eine Verbindung zum christlichen Glauben haben.“
Bewerbungen bis 20. Februar
Wer sich bewerben will, sollte möglichst bald einen klassischen Brief an das Pfarramt Saalfelden schicken, samt Lebenslauf und Foto – nach Möglichkeit keine E-Mail. Und der Saalfeldener Einsiedler muss ein Mann sein, der alten Tradition folgend.
Harte Gründungszeit
Erster war 1664 der Bergbauernsohn Thomas Pichler aus Embach bei Lend (Unterpinzgau). Er gehörte als Laienbruder zum Orden der Franziskaner. Mit Hilfe der Kreuzbruderschaft von Saalfelden baute er auf dem Palfen die Klause aus Holz und Stein. 35 Jahre lang soll der Eremit dort oben dann gelebt haben. Ab 1677 durften laut Erzbischof in Salzburg auch Messen in der nahen Felshöhle gefeiert werden. Dann habe Pichler ein „verbotenes Buch“ gelesen, heißt es in geschichtlichen Quellen. Diese Lektüre bewirkte eine „eine schwere Betrübnis in seinem Herzen“. So habe er mit einem Sprung aus dem Fenster sein Leben beendet.
Der Bau der Einsiedelei fällt in die Zeit und Strategie der katholischen Gegenreformation, und als „verbotenes Buch“ könnte laut Historikern eine evangelische Luther-Bibel gemeint sein. 1731 wurden dann Tausende protestantische Familien – Bergbauern, Almleute, Landarbeiter und Knappen – aus Salzburgs Gebirgsgauen vertrieben. Sie fanden Exil in Ostpreußen, England und Nordamerika.
Umgebung der Klause ausgeholzt
Mittlerweile haben Holzarbeiter die Saalfeldener Einsiedelei von jahrelang wucherndem Gestrüpp und Jungbäumen befreit. Im Mitterpinzgau fragten sich noch im vergangenen Sommer 2021 viele, wenn sie von Zell am See in Richtung Steinernes Meer fuhren: Wo ist denn der kühn in die Felwand eingefügte Bau hingekommen?
Bilder vom vergangenen Sommer …
Über Jahrhunderte sah man das weiß aus der Felswand strahlende Gemäuer weithin übers Land. Dann wurde es auf der Ost- und Südostseite von Laubbäumen überwuchert – mehr dazu in salzburg.ORF.at (15.6.2021)