Babyfüße
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Wissenschaft

Stress bei Babys: Studienteilnehmer gesucht

Dass Stress und psychische Probleme während der CoV-Krise zugenommen haben, ist bekannt. Betroffen sind Österreicher jeden Alters. Aber was macht Stress mit jenen, die noch nicht einmal geboren sind? Das will ein Forscherteam der Uni Salzburg nun wissen und sucht Studienteilnehmer.

Stress gehört in unserer modernen und zunehmend digitalisierten Gesellschaft bei den meisten zum Alltag. Die jahrelang anhaltende CoV-Krise samt Lockdowns, Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen hat das Stresslevel zusätzlich erhöht. Das haben zahlreiche Untersuchungen ganz klar gezeigt. Auch Studien die belegen, dass sich Stress negativ auf die Entwicklung ungeborener Kinder auswirkt, gibt es bereits. Ein Forscherteam der Universität Salzburg rund um den Psychologen Manuel Schabus will sich konkret die Auswirkungen auf die Sprachentwicklung der Kleinsten ansehen.

Beeinflusst Stress die Lernfähigkeit von Babys?

„Was uns speziell interessiert ist, wie die Sprachentwicklung in den ersten Lebenswochen und Lebensmonaten vonstatten geht. Das heißt, was können die Kinder schon vor der Geburt lernen, was können sie denn schon bei der Geburt und wie schnell entwickelt sich da die Sprache? Abhängig davon, wie gestresst sie schon vor der Geburt waren“, so der Psychologe Manuel Schabus.

Babys bekommen Lernreime vorgespielt

Dazu werden den Ungeborenen im Bauch Lernreime vorgespielt. Denn Babys können sich laut bisherigen Erkenntnissen schon ab der 34. Schwangerschaftswoche bis zu vier Wochen lang an solche sprachlichen Reize zurückerinnern.

„Wir beginnen in der 34. Schwangerschaftswoche und geben den Babys praktisch Baby-Reime, schauen wie sie die lernen, und direkt nach der Geburt – mit zwei Wochen, dann nach ein paar Monaten, einem halben Jahr und eineinhalb Jahren – testen wir die Gehirne der Babys mittels Elektroenzephalographie (EEG). Wir testen Verhaltensweisen und schauen auch wie die Funktionsfähigkeit der Babys ist, ob sie mehr Sprachentwicklung haben, also ob sie mehr können, wenn sie eine gesunde Entwicklung haben“, so Schabus.

EEG an Puppe
ORF
Die Elektroden sollen die Gehirnströme der Babys messen, sobald sie geboren sind

Stress am Cortisolgehalt in Haaren messbar

Die Familien müssen insgesamt vier Hausbesuche der Forscher und Forscherinnen einplanen. Dabei werden die Gehirnströme der Babys gemessen. Um den Stress, den die Babys tatsächlich gehabt haben zu messen, braucht es allerdings noch mehr Daten. „Das Stresstesten der Babys ist gar nicht so trivial. Wir können sie ja nicht befragen wie wir es bei den Müttern machen. Dazu nehmen wir Haarproben und können dann ein paar Monate zurück rechnen, wie viel Cortisol, wie viel Stresshormon, das Baby gehabt hat. Und das schon vor der Geburt bis zum Alter von eineinhalb Jahren“, so der Psychologe der Uni Salzburg.

Einzigartiges Forschungsprojekt

„Das ist wirklich, glaube ich, eine der ersten Studien weltweit, die zwei Wochen nach der Geburt beginnt, Gehirndaten zu messen. Ursprünglich war die Studie einfach als Stress-Studie gedacht. Wir haben uns gedacht, wir schauen uns Mütter an, die weniger und mehr gestresst sind, wie sich das auswirkt. Mittlerweile haben wir einen globalen Stressor und das ist die Pandemie und die Pandemiemaßnahmen. Die Frage ist: Wie gehen die Eltern damit um? Und was sehen wir in der Entwicklung der Kinder dadurch? Es ist keine CoV-Studie, aber natürlich ist CoV ein Stressfaktor, der sicher bei vielen Babys mitschwingen wird“, so der Psychologe, der aber bereits CoV-Studien im engeren Sinn geleitet hat. Zuletzt etwa zu psychischen Auswirkung der Coronavirus-Pandemie auf Kinder und Jugendliche. Mehr dazu hier.

Interessierte können sich per Mail anmelden

Für die Teilnahme an der Baby-Studie werden Eltern mit den Auswertungen aller entwicklungsdiagnostischen Verfahren entschädigt und die Informationen über „das Stresserleben sind sicher auch eine spannende Rückmeldung“, so Schabus. Außerdem steht den Eltern eine Aufwandsentschädigung von 300 Euro und eine Spieluhr für die Babys zu. Die Forscher suchen für die rund drei Jahre lang dauernde Studie insgesamt 60 werdende Mütter. Interessierte können sich per Mail an baby-studie@plus.ac.at informieren und anmelden.